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Robin Luca: DANKESBRIEF EINER FEMINISTIN AN DIE MÄNNER

Robin Luca, geboren in den 50er-Jahren, schreibt unter wechselnden Namen Essays und Feuilletons für prominente Zeitschriften und begleitete die Frauenbewegung anfangs mit großem Einsatz und nicht geringerer Sympathie, die mit der Zeit allerdings insbesondere durch die schiere Unvernunft der jüngeren Generation der Gender-Kader auf immer härtere Proben gestellt wurde. Ein offener Brief anlässlich des Weltfrauentages.



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Liebe Männer,


zunächst einmal vielen Dank. Ja, das muss an einem solchen Tag auch einmal gesagt werden. Einmal wenigstens. In aller Deutlichkeit. Einmal und nie wieder. Vielen Dank für diese Welt. Vielen Dank für Häuser und Straßen, für Medizin und Rechtsordnung, für Autos, Computer und Waschmaschinen, vor allem aber für Servolenkung und Telefon. Und natürlich für all die Tausenden Berufe und zig Sportarten, von Kunst und Wissenschaft, Religion und Politik ganz zu schweigen. Wir wissen dies alles, was uns gleichsam als Geschenk in den Schoß gefallen ist, sehr wohl zu schätzen und nutzen es gerne, auch wenn wir es nicht zugeben, vielleicht weil wir viel zu sehr damit beschäftigt sind, aus dem Geschenk eine Aufgabe zu machen. Oder aber auch, weil wir gern undankbar sind, denn insgeheim sind wir doch der Meinung, dass uns das alles ohnehin zusteht.


Wir übernehmen diese Welt nach und nach, als würde sie uns gehören, obwohl wir bislang nichts dazu beigesteuert haben, nichts Konstruktives jedenfalls, und wir tun das mit gutem Gewissen. Denn ihr müsst zugeben, dass vieles in dieser von euch so rastlos vorangetriebenen Zivilisationsgeschichte schiefgelaufen ist. Sie hat unendlich viele Opfer gekostet, manche waren sicher unvermeidlich, die meisten jedoch völlig überflüssig. Und einiges spricht dafür, dass der Menschheit eine Menge Grausamkeiten, Konflikte und Ungerechtigkeiten erspart geblieben wären, hätten wir uns seit Beginn der Hochkulturen die Machtausübung und Gestaltung dieser Welt geteilt.


So oder ähnlich, liebe Männer, hätte unser Dank geklungen, hätte er klingen müssen, als wir vor einem halben Jahrhundert antraten, uns eine gleichberechtigte Rolle bei der politischen Organisation unseres Zusammenlebens zu erkämpfen. Denn damals glaubten wir nicht nur, dass ihr an allem Übel dieser Welt alleine schuld seid – das tun wir noch heute –, sondern wir glaubten auch, dass wir alles würden besser machen können, wenn man uns nur ließe.


Heute sind wir klüger. Nur noch wenige von uns hängen diesem Irrglauben an, den die jüngere Geschichte hinreichend widerlegt hat.


Andererseits – vielleicht wäre nicht alles, aber doch einiges in den letzten Dekaden anders gekommen, hätten wir unseren Siegeszug durch Parlamente, Betriebe und Institutionen tatsächlich mit einem solchen Dank begonnen und auf Zusammenarbeit statt auf Konfrontation gesetzt. Dass wir euch vielmehr von Anfang an als Patriarchen und Triebtäter beschimpft haben, das hat euch in die Defensive gedrängt und das Verhältnis zwischen uns unnötig vergiftet, soviel Selbstkritik muss erlaubt sein.


Warum wir das getan haben? Aufgestaute Wut? Moralpanik? Rache? Papperlapapp. Wir hatten keine Wahl. Wir mussten euch und das von euch hinterlassene Erbe gleich doppelt diskreditieren, erstens als unrechtmäßig, weil auf die Unterdrückung unseres Anteils aufgebaut, und zweitens als schlecht gemacht und dringend verbesserungsbedürftig, weil es letztlich darum ging, euch daran zu hindern, unsere Ansprüche darauf infrage zu stellen. Dass ihr das ohnehin nicht getan hättet, weil ihr uns seit jeher viel mehr und viel selbstloser gewogen seid, als der Feminismus sich je träumen könnte, wussten wir ja damals noch nicht.


Also traten wir mit dem Versprechen an, dass wir es anders und besser machen würden, oder bescheidener, dass es mit uns besser gehen würde als ohne uns. Dabei hätten wir – hättet ihr – es eigentlich wissen müssen: dass wir dieses Versprechen nicht würden halten können, ja sehr bald sogar gänzlich vergessen würden. Zum Glück hat das niemand bemerkt. Die Weltgeschichte hat uns alle anderweitig in Atem gehalten, und dass ihr gar nicht so machtversessen seid, wie wir euch immer unterstellt haben – und im Grunde immer noch tun – konnte ja niemand ahnen.


Zugegeben, dadurch haben wir versäumt, euch als Verbündete für gemeinsame Ziele zu gewinnen, was allerdings vorausgesetzt hätte, dass wir in der Lage gewesen wären, euch mehr als ein warmes Dankeschön en retour für die enormen Macht- und Status- und Hoheitsverluste zu geben, etwas, das ihr zum Beispiel als neue Lebensqualität hättet erfahren und schätzen lernen können. Doch was hätte das sein sollen? Wenn es, wie gesagt, keine neue, gerechtere und friedlichere Organisation der gesellschaftlichen Verhältnisse sein konnte?


Auf Anhieb fällt mir zwar nichts ein, aber wenn ich ein Mann wäre, würde ich mir vermutlich zwei Dinge wünschen. Und da das Wünschen bekanntlich nie geholfen hat, jedenfalls bei euch nicht, seien sie an dieser Stelle angeführt. Das erste wäre die Abrüstung unseres Beuteschemas. Wie es wohl wäre, wenn wir endlich aufhörten, uns immer meistbietend zu versteigern und euch dem Dauerstress auszusetzen, euch gegenseitig bekämpfen, überbieten, ausbooten, übertrumpfen oder niedermachen zu müssen, um an die begehrten Ressourcen Sex, Zärtlichkeit und Liebe heranzukommen? Nun ja, da könnt ihr lange warten. Auch wenn das unter meinen Schwestern unpopulär ist – wir sind nun mal hormonell gesteuerte Wesen. Sozial konstruiert ist an diesem Verhalten rein gar nichts und daher durch keine noch so pompöse Aufrüstung unseres Selbstbewusstseins zu ändern.


Die Natur wird sich den neuen Machtverhältnissen irgendwann anpassen, keine Frage, aber das wird noch viele Generationen dauern. Und wenn ich’s recht bedenke, ist es auch besser so – wir hätten sonst wieder einen guten Grund weniger, uns zu beklagen. Über unsere zunehmende Einsamkeit zum Beispiel, oder dass wir immer die Falschen erwischen, diese Alphatiere, für die wir nur Spielzeug oder Trophäe sind. Und nicht auszudenken, wenn sich dann tatsächlich die Loser, die weniger verdienen als wir (weil wir ihren Platz auf der Karriereleiter quotiert bekommen haben) und auch keinen Kopf größer sind, sich als die besseren Liebhaber, die aufmerksameren Gefährten, die verlässlicheren Freunde, die fürsorglicheren Väter erweisen würden! Ein Weltbild würde über uns zusammenstürzen und mit ihm ein Gutteil unserer Opfermotive.


Womit wir beim zweiten, dem wichtigsten Desiderat auf eurer Wunschliste wären – wie es wohl wäre, wenn wir uns endlich von unserem ewigen Opfergetue verabschieden würden. Denn, so euer Vorwurf, entweder bekennen wir uns zur Mitverantwortung für all die Greueltaten der Vergangenheit – oder wir erklären uns für historisch irrelevant und letztlich unmündig. Rosinenpicken gilt nicht. Wenn wir alle eure Heldentaten im Guten wie im Schlechten sekundiert, angefeuert, gedeckt haben (ohne uns allerdings die Hände schmutzig zu machen), dann kann wohl von Unterdrückung keine Rede sein.


Und wenn wir es heute sind, die euch aussuchen, bezirzen und in die Familien- oder die Beziehungsfalle locken, wie meine Schwestern mit stolzgeschwollener Brust immer behaupten – dann sind wir für alles, was später passiert, mitverantworlich und das Tribunal, vor das wir euch seit Jahrzehnten zerren, ist eine einzige Farce.


Ich gebe zu, diese Sicht der Geschlechterordnung entbehrt nicht einer gewissen Logik. Schon meine Mutter pflegte zu sagen, die größte List der Frauen sei es gewesen, die Männer glauben zu lassen, sie seien schwach und machtlos. Aber wieso eigentlich gewesen? Es funktioniert ja immer noch, und zwar so gut, dass selbst unter euch Männern die gerade angedeuteten Korrekturen am herrschenden Verständnis der Geschlechterspannung nicht mehrheitsfähig sind. Ihr hättet uns das Feld eben nicht kampflos überlassen dürfen, von Anbeginn darauf bestehen müssen, dass an allem, was in einer Beziehung passiert, immer zwei beteiligt sind, vielleicht nicht seit Menschengedenken, aber spätestens seitdem ihr mitgekriegt habt, dass ihr einen entscheidenden Anteil am Zustandekommen der Kinder habt.


Nun müsst ihr zugeben, liebe Männer, dass dies doch eine erstaunliche Leistung unserer Kader gewesen ist, die emanzipierte Frau als Wonderwoman, Powerfrau und Vertreterin des wahrhaft starken Geschlechts zu profilieren (womit übrigens listigerweise suggeriert wird, dass es immer noch die absolute Ausnahme ist, wenn eine es schafft, obwohl es doch inzwischen die Regel ist) und gleichzeitig politisch, rechtlich und öffentlichkeitswirksam durchzusetzen, dass immer nur die Männer verantwortlich gemacht werden, wenn dieses Fabelwesen einen Job nicht kriegt, das Studium abbricht, mit einem Holzklotz zusammenlebt, sexuell unbefriedigt bleibt, sich von ihrem Alleinerziehungsanspruch überfordert fühlt, usw. usf.


So etwas nennt man erfolgreiches Schizo-Management, und Vater Staat hilft nach Kräften mit, euch für unser Scheitern zu bestrafen. Auf seine Regulierungswut und Sanktionsgewalt bis ins Schlafzimmer hinein ist Verlass.


Wir haben es sogar geschafft, Artikel 3 der Verfassung, der die Gleichbehandlung vor dem Gesetz garantiert, weitgehend außer Kraft zu setzen. Nicht nur vor Gericht, wo ihr bei Sorgerechtstreitigkeiten keine Chance habt und generell das Prinzip Aussage gegen Aussage ebenso wenig zählt wie die Unschuldsvermutung, wenn ihr von einer Frau verklagt werdet; auch sonst werden ja seit Jahren überall in der Gesellschaft, vor allem im Berufsleben unter dem Vorwand der Quote Bevorzugungen nach Geschlecht durchgesetzt, die eindeutig verfassungswidrig sind – und keiner von euch, liebe Männer, traut sich, dagegen anzugehen, nicht einmal die Verfassungsrichter.


Da wissen wir manchmal auch nicht, sollen wir uns über soviel Hemmungen, ja Feigheit freuen oder sollte uns das nicht vielmehr Sorgen bereiten? Wie, wenn ein teuflischer Plan hinter all dem steckt?

Denn langsam dämmert es uns, dass diese scheinbar so großzügigen Gesten sich als wahres Danaergeschenk erweisen könnten. Schlimm genug, dass ihr nichts gegen unsere Neigung unternommen habt, uns immer als Opfer der Verhältnisse zu verstehen, damit wir uns moralisch überlegen fühlen können; das Resultat ist, dass wir mehr denn je tatsächlich daran glauben, schwach und schutz- oder schonungsbedürftig zu sein.


Viel hinterhältiger ist jedoch, dass ihr offenbar müde seid, die Geschicke der Menschheit alleine zu lenken und uns zunehmend mit all den Aufgaben und Rollen belastet, die ihr uns Jahrtausende lang freundlicherweise abgenommen habt. Und je mehr wir in eure Fußstapfen treten, desto stärker spüren wir, was es heißt, sich zu exponieren, Entscheidungen zu treffen, handeln zu müssen und sich damit der Gefahr auszusetzen, Fehler zu machen und für diese belangt zu werden – und wie stressig, wie bedrückend das ist, und wie wenig wir darauf vorbereitet sind. Und dass wir dem nur gerecht werden können, indem wir uns an euer Vorbild halten und, ja, es gibt kein anderes Wort dafür, vermännlichen.


Die Frage ist ja nicht, ob wir auch alles das können, was ihr uns vorgemacht habt, die ist längst beantwortet: zum großen Teil, auch dank Steroiden, ja. Die Frage ist, warum wir das nie gewollt haben, warum wir fünftausend Jahre lang es vorgezogen haben, Kinder zu päppeln, Essen zu machen und Kleider zu nähen, statt uns in Steinbrüchen, Gruben und Sümpfen, auf Baustellen, Schlachtfeldern und Werften die Knochen zu brechen. Die Antwort kann ja nicht darin liegen, dass ihr uns nicht gelassen habt. Oder vielleicht doch? Aus Liebe und Fürsorge? Und jetzt sollen wir an die Front?

Ja, wann denn, wenn nicht heute, sagen meine Schwestern, wo doch die meisten Arbeiten geistig anspruchsvoller und körperlich leichter geworden sind. Schließlich zwingt uns ja niemand, Quoten für Müllabfuhr, Straßenbau oder Starkstromwartung zu fordern. Wir können Karriere machen und in der Komfortzone verharren. Trotzdem lässt sich ein gewisses Unbehagen nicht hinwegreden. Seit CRISPR/Cas ist zum Beispiel bewiesen, dass auch Frauen zu bahnbrechender Forschung fähig sind. Das ist toll, aber ich denke, es wird die absolute Ausnahme bleiben. 60- bis 80-Stunden-Wochen, zehn Jahre lang kein Privatleben, keine Familie, keine Freizeitvergnügen – das ist nichts für uns. Diese Opfer im Dienste der Wissenschaft werden wir auch weiterhin euch überlassen, ob ihr wollt oder nicht, liebe Männer – und uns damit begnügen, anschließend zwar nicht die Lorbeeren zu ernten, aber doch wie eh und je von den Verbesserungen der Lebensqualität zu profitieren.


Diese Gewinnwarnung muss ich auch an die Adresse all meiner übereifrigen Schwestern richten, die unermüdlich dafür werben, junge Frauen für die sogenannten MINT-Fächer zu interessieren und sich wundern, dass die selbst dann andere, vergleichsweise konventionelle Berufswege einschlagen, wenn ihnen Mathematik oder Naturwissenschaften liegen. Dabei ist das im Prinzip ein gutes Zeichen, man nennt das „Gender Paradox“: Je größer unsere Wahlfreiheit auf dem Arbeitsmarkt und für die Lebensplanung ist, desto eher entscheiden wir uns für unsere persönlichen Neigungen und wählen Literatur-, Sozial- oder Kulturwissenschaften als Studienfächer. Die Männer sind daran ausnahmsweise nicht schuld, sondern wieder einzig Mutter Natur, die uns für die Arbeit mit Menschen eher prädisponiert als für die Arbeit mit Dingen. Das ist mittlerweile neurobiologisch gesichertes Wissen und sollte uns wirklich nicht länger beschäftigen.


Offen gestanden habe ich dieses seltsame Emanzipationsverständnis vieler meiner Schwestern sowieso nie begriffen: Warum sollten wir überhaupt alles können müssen, was die Männer sich erarbeitet haben? Wer sagt, dass wir das überhaupt wollen, dass das irgend wünschenswert ist? Männer können doch auch vieles von Natur aus nicht, gebären zum Beispiel oder ihre Attraktivität kapitalisieren. Und das wird sich in absehbarer Zeit nicht ändern. Ebenso wenig, wie sich seit Jahrtausenden festgefügte Körperschaften wie Kirche und Militär ändern, die wir als einzige bislang nicht oder nur marginal übernehmen konnten. Wir müssen doch nicht alles wollen, was wir auch tun könnten, oder sind Panzerfahren und Weihwasserschwenken erstrebenswerte Traumberufe? Dafür sind wir in Schulen und Museen längst in der Übermacht und bald auch in der Ärzteschaft, das ist doch viel befriedigender.


Insofern bin ich rückblickend doch einigermaßen von euch enttäuscht, liebe Männer, wie wenig Widerstand ihr gegen diesen großangelegten Umerziehungsversuch aufgeboten habt, der unter dem Namen von Gendermainstreaming darauf hinausläuft, die fundamentalen Unterschiede zwischen uns zu leugnen und allen Ernstes zu behaupten, Heterosexualität – also die Basis von Liebe, Intimität und Reproduktion der Gattung seit Menschengedenken – sei eine soziokulturelle Konstruktion. Wenn das so weiter geht, werden wir, das habt ihr uns durch euren Langmut, eure falsch verstandene Kulanz eingebrockt, vor lauter Selbstbehauptung in der Männerwelt genau das verlieren, was uns für euch doch so anziehend macht, dass ihr uns aus der Hand fresst. Oder wollt ihr am Ende genau das? Habt ihr schon alle die Tickets nach Thailand reserviert?


Denn eigentlich hättet ihr es wissen müssen, dass überall dort, wo Menschen an die Macht kommen, sie diese auch missbrauchen, warum hätte das bei uns anders sein sollen. Besonders verführerisch ist es, diese Macht zu nutzen, um gemäß einem anderen, kaum beachteten, Gender-Paradox unsere Ansprüche immer höher zu schrauben: Denn je mehr wir erreichen, desto unzufriedener sind wir mit dem Erreichten, und da wir inzwischen die Kontrolle aller Leitmedien übernommen haben, können wir nach Belieben die Faktenlage so manipulieren, dass der Strom der Vergünstigungen nie abreißt.


So haben wir zwar in den vergangenen Jahren auf allen Filmfestivals der Welt die meisten Preise abgeräumt, aber in Erinnerung wird der Öffentlichkeit nur bleiben, dass wir zahlenmäßig unterrepräsentiert waren. Das müsst ihr uns erst mal nachmachen, dass sich niemand traut, überhaupt nachzufragen, ob das nicht daran liegt, dass es einfach nicht genügend Filmemacherinnen gibt, die man zu den Festivals hätte einladen können. Das ist aber noch gar nichts. Denn inzwischen sind wir in der Lage, jede unliebsame Äußerung, die an unserem politisch korrekten Wahrheitsanspruch rüttelt, mit der fristlosen Entlassung des Delinquenten ahnden zu lassen, selbst bei Google, selbst im CERN, wo sich ein Wissenschaftler erdreistet hat nachzuweisen, dass es für uns erleichterte Zugangsbedingungen gibt – ausgerechnet in der Astrophysik, unserer Lieblingsdisziplin!


Und wehe, einer von euch hätte sich getraut, so einen Brief zu schreiben! Der wäre anschließend besser nach Singapur ausgewandert. Also rein hypothetisch, versteht sich, denn so ein Brief wäre natürlich niemals veröffentlicht worden.


Ob eure Strategie aufgehen wird, liebe Männer, ist noch offen. Ihr habt uns erst die Emanzipation, jetzt die Gleichstellung so leicht gemacht, dass wir zwangsläufig Fehler machen und uns in der Eile und Selbstgewissheit übernehmen mussten. Besonders perfide war, wie schnell ihr euch mit den weiblichen Endungen abgefunden habt. Seitdem müssen wir gegen das Image kämpfen, dass wir bloß Anhängsel von etwas zuvor schon von euch Erfundenem, Erdachtem oder sonstwie in die Welt Gesetztem sind. Aber Vorsicht. Wenn wir erst das generische Femininum, bei dem niemand sich die Männer als mitgemeint denkt, verbindlich durchgesetzt haben werden, und wenn’s sein muss, per Ministerialerlass, dann ... Ja, dann seid ihr endgültig weg vom Fenster – zumindest dem von Ämtern, Posten und Mandaten, mit oder ohne Paritätsgesetz.


Vielleicht wollt ihr euch genau auf diese Weise zum Verschwinden bringen. Aber damit wir uns nicht missverstehen: wir werden euch nicht durchfüttern, wir denken nicht daran.



Mit aufrichtigem Mitleid


Robin Luca


'Dornröschen' (Kay Nielsen)



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