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Edmund Pevensie: »DER ANGRIFF HERRSCHT« – Die Einwanderung im Spiegel von Heideggers Modernekritik

Aktualisiert: 10. Dez. 2018


Vom Ewiggültigen zum Ephemeren, vom Ontologischen zum Ökonomistischen und von Alexander Demandt zum Migrationspakt zieht unser Autor in einer tiefschürfenden Betrachtung zur metaphysischen Verfassung des Abendlandes seine sachverständigen Bahnen - immer auf der Suche nach und zugleich auf der Hut vor dem ominösen »Etwas«, das einem Wort von Martin Heidegger zufolge um den Erdball rast und die rückhaltlose Verheutigung alles Gewordenen befeuert.

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Anläßlich des Migrationsstreits

Die heutige Migrationspolitik und deren Bewertung wirkt als mächtiger Spaltpilz. Sie hat das Zeug, Freundschaften, sogar Ehen zu zerstören. Diese Aufgeladenheit indiziert, daß es hier um etwas für unser persönliches und kollektives Selbstverständnis sehr Wesentliches geht. Der Migrationsstreit ist zwar nur eine Manifestation dieses Wesentlichen, aber eine Manifestation ist er eben. Die Problematik hat den Status eines Realsymbols. Als einen solchen Anwendungsfall werde ich die Migrationsproblematik im Folgenden behandeln und daher zunächst primär nach deren allgemeinem philosophischem Ermöglichungsgrund fragen. Deswegen werde ich mich auch länger bei Heidegger aufhalten.

Daß sich durch die Migrationspolitik der letzten Jahre Deutschland und Europa bereits massiv verändert haben und angesichts der enormen, stetig anwachsenden Zahl an Migranten, mehrheitlich muslimische junge Männer, weiterhin tiefgreifend verändern wird, wird kaum bestritten. Ähnlich wie Frau Merkel bis zum Herbst 2016 räumen die Grünen das ganz unumwunden ein und sagen, die Welt, wie wir sie bisher kannten, werde schon bald nicht mehr existieren. Frau von Berg, Mitglied der Grünen in der Hamburger Bürgerschaft, sagte 2015 bei einer Plenarsitzung, in einigen Jahren schon werde es in Hamburg aufgrund der Migration überhaupt keine ethnischen Mehrheiten mehr geben, sondern nur noch eine Pluralität von Ethnien und einen »superkulturellen Pluralismus« – und das sei gut so. Dem entspricht die von Frau Merkel im Deutschen Staatsfernsehen vorgenommene neue ontologische Bestimmung derer, die bis dato als autochthone »Deutsche« galten: Sie sind jetzt im Unterschied zu denen, »die noch nicht so lange hier sind«, nurmehr diejenigen, die »schon länger hier leben«. Aus Deutschland wird, so Dirk Schümer, das »Hierland«[1].

Gegen das Prinzip der offenen Grenzen ist etwa von dem Althistoriker Alexander Demandt eingewandt worden, daß bereits das grundsätzlich immer fremdenfreundliche Römische Reich, das im übrigen nie eine ethnische Nation war, dennoch an den unkontrollierten und nachher nicht mehr steuerbaren Migrationsströmen zugrunde gegangen sei. Dieser Erosionsprozess vollzog sich über einen langen Zeitraum, aber schließlich waren im Zusammenhang dieser Verschiebung des Machtgefüges alle Institutionen des Staates, nicht zuletzt das Militär, von den Fremden weitgehend übernommen, denen, so Demandt, das »Reich doch immer fremd geblieben ist«. Daher rät Demandt der Kanzlerin: »Wir müssen den Zustrom begrenzen. Dazu muss man Härten in Kauf nehmen. Denn es muss sich erst herumsprechen, daß es sich nicht lohnt, nach Deutschland zu kommen. Wir dürfen unsere Souveränität nicht aufgeben. Frau Merkel darf nicht zum Wohle fremder Regierungen und auf Kosten des deutschen Volkes handeln. Ihr Amtseid sieht das Gegenteil vor. Hier schwingt ein moralisches Überheblichkeitsgefühl mit. Man muss sich für das eigene Volk einsetzen – und nicht davonlaufen[2]

Demandt macht jedoch, wie vergleichbare andere Stimmen auch, die Voraussetzung, daß es überhaupt ein Wert sei, »sich für das eigene Volk einzusetzen«. Zu den normativen Dimensionen gehört bei den fraglichen Autoren neben Volk und Nation ebenfalls Europa, dem als kulturell-geistige Gestalt eine noch angebbare, also abgrenzungsfähige und offenbar abgrenzungswürdige Identität zugeschrieben wird. Es ist aber genau diese Wertpräsupposition, die strittig ist. Seit vielen Jahrzehnten wird nahezu der gesamte westliche Diskurs intellektuell und moralisch beherrscht von einem universalistischen Paradigma, zu dem nicht nur die linksradikale Parole No borders, no nations gehört, sondern das viel tiefgreifender die Überwindung überhaupt aller qualitativen Differenzen fordert und das immer radikaler einen planetarisch ausgreifenden ontologischen Egalitarismus betreibt. Partikulare Identitäten natürlich-substantieller oder historisch-gewachsener Art, Völker, Nationen, Sitten, Gebräuche, Vaterländer, Muttersprachen, ja Mutter- und Vaterschaft als solche, Heimaten, Religionen, sämtliche Traditionen, Zeiten und Räume, Personen, Privatheiten, Geheimnisse und Einsamkeiten, aber ebenso Körper, Geschlechter, natürliche Arten – sie alle werden vom gigantischen Strudel dieses Mahlstromes verschlungen, sei es, daß sie gleich in radice annihiliert oder doch durch Ineinanderüberführung und Neuzusammensammensetzung beliebig transformiert oder zu wissenschaftlich und politisch eingehegten, quasimusealen Relikten depotenziert werden.

Die Machenschaft

Der Philosoph, der im 20. Jahrhundert wohl am gründlichsten das Wesen des planetarisch ausgreifenden Egalitarismus bedacht hat, war Martin Heidegger. Sein Einfluß auf so gut wie alle – linke wie konservative – Modernetheoretiker und -kritiker ist erheblich. Heidegger sucht nach einer Tiefengrammatik für die Entwicklung der abendländischen Kultur, die seiner Auffassung nach mit der neuzeitlichen Welt in ihre Vollendungsphase eingetreten ist und eben die geschilderten Universalisierungs- und Vereinheitlichungsprozesse freisetzt.

Heideggers Grundthema ist die abendländische Rationalität, also das, was er »die Metaphysik« nennt. Das heißt, ebenso wie etwa bei Adorno und Horkheimer greift auch die Heideggersche Rekonstruktion des Problemzusammenhanges sehr weit aus und geht bis in die griechische Antike zurück. Die Pythagoräische Tradition, Platon in Sonderheit, stellt für Heidegger den Beginn eines Denkens dar, das die Frage nach dem Sein als solchem vergißt und sich nur noch auf das Seiende als Seiendes konzentriert. Seinsgeschichtlich gilt nach Heidegger die Metaphysik als jener »erste Anfang«, in dem sich das Sein seit der Frühe seiner Entbergung verbirgt und im Modus seines Entzuges anwest[3]. Der Selbstentzug des Seins verdichtet sich freilich sukzessive im Kontinuum der Geschichte seinsvergessener Irre: Hält sich das Platonische Denken und die metaphysische Tradition bis zur Neuzeit noch in der Ambivalenz, ist damit in Heideggers Verständnis doch grundsätzlich die Fluchtbahn einer immer exklusiveren Beschäftigung mit dem bloßen Seienden eröffnet. Diese Fixierung zielt von ihrer inneren Logik her progessiv darauf ab, das Seiende zu bemeistern, es rational zu analysieren und kategorisieren, um es mit seinem theoretischen Begriff auch praktisch in den Griff zu bekommen. Schon in Platons Politeia gehört das »Zählen und Messen« zu den Hauptanliegen der wissenschaftlich-philosophischen Rationalität, die als die zentrale Erfindung der Griechen gilt[4]. Signifikanterweise wollte Platon auch die Dichter aus dem »vernünftigen Staat« ausweisen. Diese Rationalität hat es vermocht, das alles entscheidende Narrativ der Weltgeschichte zu werden.

Die Ambivalenz, in der sich die metaphysische Tradition bis zur Neuzeit hält, bedeutet etwa, daß bis in das Hochmittelalter hinein die Seienden zumindest auch noch unter der Rücksicht ihres unveräußerlichen Eigen-Seins betrachtet wurden, sie waren etwas an sich selbst. Die lebendigen Wesen wurden noch teleologisch verstanden, das heißt: Sie hatten Eigenzwecke, auf deren Realisierung sie ausgerichtet sind. Heideggers Beispiel ist in den berühmten Bremer Vorträgen der Zugstier. Zwar wird er vom Bauern als Zugstier »gestellt« und zu diesem Zweck allein gezüchtet, er ist aber – auch im Verständnis des Bauern - nicht einfachhin diese Funktion, sondern er »wendet sich hinweg in eine Verwendung« und vermag sich deshalb nach seiner Verwendung wieder in sein Eigenes zurück zu wenden.[5]

Ich möchte an dieser Stelle einen Einschub machen, der allerdings von unserer Fragestellung nicht wegführt. Hervorheben will ich nämlich, daß ich nicht behaupte, man müsse Heideggers seinsgeschickliche Rückbindung der neuzeitlichen Metaphysik in das mit den Griechen anhebende metaphysische Denken als solches sowie Heideggers Radikaldekonstruktion der Metaphysik unbedingt mitvollziehen. Tatsächlich ist das Heideggersche Dekonstruktionsprojekt selber – nicht zuletzt über dessen gewaltigen Einfluß auf den französischen Dekonstruktivismus (vor allem Foucaults) und darüber vermittelt auf die heutigen Gendertheoretiker sowie auf linksliberale Christentumsreformulierungen etwa durch Gianni Vattimo[6] – ein einflußreiches Moment in der Misere der Gegenwart. Dagegen könnte man einwenden, daß dies eben eine linksheideggersche Rezeption der radikalen Vergeschichtlichung des Seins und der Wahrheit zum bloßen Ereignis und Anwesen sei, der eine ebenfalls mögliche – und vermutlich im Blick auf Heideggers eigene Absichten authentischere – rechtskonservative Heideggerdeutung entgegenstehe. Als »rechter« Denker wird Heidegger ja auch gewöhnlich wahrgenommen; dies aber wohl vor allem aufgrund seiner NS-Verstrickungen, aus der man das Apriori folgert, Heideggers Philosophie könne gar nichts anderes als faschistisch sein.

Die sachbedingte Möglichkeit gegenläufiger Heideggerinterpretationen gibt es zwar, meines Erachtens aber nur in begrenzter Weise. Denn Heideggers temporalisiertes Seinsdenken, das ihn bei einem Heraklitseminar wenige Jahre vor seinem Lebensende zu der Aussage führte, er würde das Wort »Sein« überhaupt nicht mehr gern verwenden (weil es die kaum tilgbare Assoziation von etwas In-sich-Ständigem transportiert, weshalb er schon früher immer wieder von »Seyn« sprach), wirft durchaus erhebliche, eben auch den Linksheideggerianismus eröffnende Problemlagen auf, mit denen gerade konservative Heideggerrezeptionen zu kämpfen haben und denen sie nicht selten ebenfalls verfallen. Das sieht man gegenwärtig besonders deutlich bei der sogenannten Neuen Rechten, für die Heidegger tatsächlich ein bedeutender Autor ist. Wo liegt diese Schwierigkeit?

Wenngleich Heideggers Metaphysikkritik gewiß nicht sine fundamento in re ist, scheint mir, daß er die Potentiale der Metaphysik doch gefährlicherweise unterschätzt. Damit droht er nun selber, analog zu Nietzsches Dilemma der von Nietzsche allerdings selbst thematisierten unerfreulichen vulgären Folgen der Zertrümmerung der Metaphysik und in Sonderheit des christlichen Glaubens, den von ihm kritisierten Nihilismus der machenschaftlichen Gestell-Moderne zu befördern oder ihm zumindest nichts Wirkungsvolles entgegensetzen zu können. Innerhalb der diversen Problemlagen, die das Anliegen der radikalen Metaphysikverwindung aufwirft, wird dies besonders im Blick auf den Sittlichkeitsdiskurs relevant, der als ein solcher im Seinsdenken Heideggers – keineswegs zufällig - fehlt. Bei Heidegger ist schlechterdings alles vom freien Zuspiel des Seins bestimmt, dessen Entzug allein dafür »verantwortlich« ist, was in der Epoche der Irre durch den Menschen vollbracht wird, der ja wesenhaft nicht mehr im christlich-metaphysischen Sinne »Person«, sondern nurmehr »Da-Sein«, also das erkannte und zur Sprache gebrachte »Da« des Seins ist[7].

Die Relevanz der Frage, auf welcher theoretischen Grundlage die Dinge denn vor dem universalen Ausbeutungszusammenhang der neuzeitlichen Machtsubjektivität geschützt werden können, wird schon bei Heideggers Zugstier sichtbar. Was konstituiert denn das Eigen-Sein dieses Tieres? Was verbietet, beispielsweise mit Blick auf die industrialisierte Massentierhaltung, die Totalfunktionalisierung von Lebewesen, die doch »Wesen mit empfindsamer Innerlichkeit« (Robert Spaemann) sind und nunmehr als bloße Kostenstellen gelten? Der Referenzpunkt der alten Metaphysik ist hier die jeweilige Natur der Dinge, also jene wesentliche, letztlich in die Sphäre des Unwandelbaren und Ewigen zurückreichende Dimension, die die Dinge unauslöschlich etwas von sich selbst her sein läßt. Das heißt: Die Wesensverfassung der Seienden wandelt sich nicht mit unseren irrigen Bestimmmungen des Seins der Seienden. Und zur Natur des Menschen gehört es, als geistiges Wesen die Dinge in deren je eigener Wahrheit – »transzendentale Wahrheit« nennt es die klassische Metaphysik[8] – entgegenzunehmen und zu achten. Das kontemplative Vermögen besitzt hier den Primat gegenüber aller vom Subjekt ausgehenden Aktivität.

Es ist offensichtlich, daß diese Motive bei Heidegger noch nachklingen, aber eben im Kontext eines radikal temporalisierten Seinsverständnisses, das die Koordinaten fundamental verschiebt. Mir ist nicht klar, wie Heidegger, der doch so sensibel war gegenüber der der Welt angetanenen Gewalt des Ge-stells, diese normative Wahrnehmung noch auszuweisen vermag, wenn er die metaphysische Erkenntnislehre, die Wesens- und Substanzkategorie sowie das Naturrecht gewissermaßen intuitionistisch in das »Innestehen inmitten der Wahrheit des Seins« verwindet. Heideggers Philosophie ist im Grunde säkularisierte Offenbarungstheologie. Was jedoch die Überwindung der Metaphysik und das »Unglaubwürdigwerden des christlichen Glaubens« (Nietzsche) bis in die konkreten politischen Entscheidungen hinein bedeutet, sehen wir ja heute. Der wohl tragischste Anwendungsfall des postmetaphysischen Nihilismus ist die ideologische Abtreibungsagenda. Sie ist ein horrender, systematisch betriebener und immer mit dem Selbstbestimmungsanspruch der Frauen begründeter Vernichtungsfeldzug, der sich nicht allein faktisch gegen – machtlose - ungeborene Personen, sondern gegen die Idee selber richtet, es gebe prinzipielle Limitationen unserer Verfügungsmacht, die aus dem Wesensgrund der Dinge selber stammen.[9]

Da scheint mir der Hinweis darauf, daß in einem in der Ferne liegenden »anderen Anfang«[10] eines unverhüllteren Anwesens des Seins und der entsprechenden Ankunft des »Letzten Gottes«[11] der Vernutzungszusammenhang des Seienden innwendig aufgelöst würde, eine theoretisch ziemlich unterbestimmte Perspektive, die uns jedenfalls gegenwärtig nicht hilft, unsere Probleme anzugehen. Das wollte Heidegger auch gar nicht mehr, weil er alles, von der klassischen Metaphysik bis zu den ganzen bis in die Gegenwart reichenden modernekritischen Bewegungen seit dem 18. Jahrhundert, unter die Seinsvergessenheit bzw. den seinsvergessenen »Standpunkt der Subjektivität« subsumiert[12] – was Jürgen Habermas, der mit seiner modernekritischen und doch dem »Projekt der Moderne« treu ergebenen »kommunikativen Rationalität« das erlösende Ei des Kolumbus gefunden zu haben glaubt, besonders ärgert.[13]

Auch wenn Heidegger wohl sagen würde, man habe ihn in der inneren Systematik seines Denkens nicht verstanden, scheint es mir gleichwohl möglich, unter grundsätzlicher Beibehaltung der metaphysischen Perspektive, also ohne unkritische Übernahme der eigentlichen Seinsphilosophie Heideggers, an dessen scharfsinnige Analysen der neuzeitlichen Welt anzuschließen, um mit Heidegger – in kleinerer Münze – zu verstehen, was die Moderne zu einem derart hochproblematischen Projekt macht, das ihre eigenen unverächtlichen Errungenschaften, vorrangig die Verheißungen auf Vernunft-, Emanzipations- und Freiheitszuwächse der Individuen, selber wieder verschlingt.

Heideggers Antwort darauf ist, daß dies aus der intrinsischen Dynamik des Machtwillens bzw. des Ge-stells heraus erfolgt, durch die die Moderne wesenhaft bestimmt sei. Diese Diagnose scheint mir zutreffend und auch zu erklären, warum die zugegebenermaßen auffindbaren Potentiale der verdinglichungs- und rationalitätskritischen Aufklärungsphilosophie (etwa durch die bei Kant noch vorhandene Unterscheidung zwischen Verstand und Vernunft), auf denen die Heideggerkritiker ja immer insistieren[14], sich als nicht durchsetzungskräftig erweisen haben. Selbst wenn man zu dieser Insuffizienz in den Bahnen der Systematik Heideggers nicht sagt, daß sie einfachhin aus dem alles, auch alle philosophischen Ansätze der Aufklärung zuinnerst imprägnierenden und nach Heideggers Deutung durch Descartes maßgeblich formulierten Standpunkt der Subjektivität notwendig folgt, kann man doch begründet behaupten, daß das, was Heidegger mit der »Technik« und dem »Willen zur Macht« meint, der entscheidende und mächtigste, immerfort andrängende Grundzug der Moderne ist. Ihn wird man niemals im Paradigma der sich von der klassischen Metaphysik abwendenden Moderne selber – auch nicht im Formalismus des postmetaphysischen Ansatzes von Habermas – domestizieren können. Hier möchte ich Robert Spaemann Recht geben, der nicht zuletzt um der Rettung der Errungenschaften der Moderne willen den erneuten Anschluß an die aristotelisch-thomistische Metaphysik und, vor allem im Blick auf die Bewahrung der Personkategorie, die Rückgewinnung des christlichen Standpunktes fordert.[15]

Damit stehen wir wieder, angereichert um die Frage der Unverzichtbarkeit der Metaphysik, vor unserem zentralen Problem: Der technische, aus sich heraus überlieferungsfeindliche Grundzug der Moderne läßt die Anerkennung des Eigenseins der Seienden und aller Naturwüchsigkeiten zunehmend verschwinden. Ein Ding zu erkennen, so sagte schon Francis Bacon, heißt zu erkennen, was ich mit ihm anfangen kann, wenn ich es habe. Die Seienden werden nunmehr in ihrem Sein radikal so bestimmt, daß sie nur noch Funktionen sind. Zugleich wird der Mensch das alles entscheidende Subjectum. Das bedeutet, daß der Mensch alles von sich her und auf sich hin stellt. Als seiend können Dinge überhaupt nur dann gelten, wenn sie im Bezirk dieses Gestellwerdens erscheinen können. Das neuzeitliche Subjekt ist wesentlich Herrschaftssubjekt, das alles, was ist, zu seinem Objekt macht. Von Descartes über Kant bis zu Hegel und Nietzsche verfolgt Heidegger dessen Spur.

Die neuzeitliche Herrschaftssubjektivität darf man nicht apriori mit moralischer Egozentrik, Subjektivismus oder Individualismus gleichsetzen. Das von Heidegger skizzierte Programm der neuzeitlichen Rationalität ist streng objektivistisch. Es standardisiert und bringt alles, auch die Menschen selber, unter seinen Zwang. Bis in unsere kulturelle Individualitätsemphase und die scheinbar so persönlichen Verhältnisse und Begierden hinein regiert diese »Macht der Machenschaftlichkeit«[16]. Die Macht ist selbstzwecklich. Sie scheint nur der Wohlfahrt der Menschen zu dienen. In Wahrheit bildet sie das autopoietische System der entfesselten Vergegenständlichung alles Seienden, des Menschen eingeschlossen, der selber zu einem Objekt der Herrschaftssubjektivität und ebenso wie alles andere ein »Bestandsstück des Bestandes« wird. Der leicht mißverstehbare Begriff Heideggers für diese totale Verselbständigung der Herrschaftssubjektivität in der Neuzeit ist die »Technik«; im Grunde ist er mit der Bezeichnung des »Ge-stells« identisch. Die gesamte Welt wird Ge-stell, es wird eben als das Sein der Seienden verstanden. Hier kommt nach Heidegger der uralte, seinsvergessene Wille zur Verdinglichung des Seins bzw. der Seienden zu seinem ultimativen Austrag, demgegenüber wir keine Freiheit mehr besitzen.[17] Das Ge-stell erschafft sich die modernen, exakten Wissenschaften. Die Technik geht ihnen also voraus. »Der Angriff herrscht«[18], und er hat uns selber, wenn wir etwa auf die heutige Biophysik schauen, längst erfaßt. Wir stehen heute am Anfang einer biophysikalischen und technischen Manipulation des Lebendigen, von der wir uns gewöhnlicherweise noch gar keine Vorstellungen machen können und die unsere Welt doch schon in den nächsten Jahrzehnten fundamental verändern wird. »Etwas rast um den Erdball«, sagt Heidegger in seinen berüchtigten Schwarzen Heften[19], und diese »Macht der Machenschaftlichkeit« droht den Globus in eine vollkommene Gleichförmigkeit des totalen Bestandes zu verwandeln.

Im Ge-stell werden alle traditionalen Sphären wie in einem großen Schmelztiegel zu Momenten der Weltbeherrschung verflüssigt. Signifikanterweise, weil Ausdruck unserer Verfügungshoheit, sollen die neuen Lebensverhältnisse jenseits der klassischen Grenzziehungen und Verwurzelungen im Unvordenklichen rein rechtlich geordnet sein. Neben der gesetzmäßig aufgestellten Wissenschaft und der Ökonomie wird das positive juridische Gesetz einer zumeist schon weltrepublikanisch, gar weltstaatlich gedachten Politik der letzte normative Bezugspunkt. Bezeichnenderweise hat die Linke auf die Frage, was denn für Deutschland das entscheidende identitätsstiftende Merkmal sei, dem sich auch die, die noch nicht so lange hier leben, unterwerfen müssen, immer nur die Antwort parat: das Grundgesetz. So ist trotz des immerfort ertönenden Lobes der kulturellen Pluralität selbige in Wahrheit schon zumindest in die regulative Idee einer universalistischen, einheitlichen und im wesentlichen rein formal konzipierten Weltkultur hinein domestiziert.

Deswegen dürfen auch die eigensinnigen, einander gegnerisch gesonnenen Wahrheitsansprüche der Religionen nicht fortbestehen. Diese Forderung geht weit über die legitime Erwartung hinaus, daß die gegenläufigen Wahrheitsansprüche der Religionen friedlich ausgetragen weden müssen. Im ideologischen Koordinatensystem der Moderne, das sich bereits bei Lessing bahnbrechend formuliert findet, wird vielmehr tief in die theologische Programmatik der Religionen selber eingegriffen. Sie müssen sich relativieren, also sich selber aufheben, um als spirituelle Erlebnisdimsionen menschliche Bedürfnislagen nach Trost und Sinn zu befriedigen. Religionen müssen rein innerlichkeits- und ritenorientierte Spiritualitäten sowie Wertegeneratoren werden, die als solche zugleich zivilreligiöse Aufgaben in radikal säkularisierten Gesellschaften übernehmen und dafür auch vom Staat belohnt werden.

Das Vorangegangene wirft nun auch ein klärendes Licht auf die uns vorderhand bewegende Migrationsfrage. Denn die heutige Migrationspolitik kommt letzlich aus dieser neuzeitlichen Metaphysik des Ge-stells. Sie ist im Heideggerschen Sinne eine Manifestation der Technik: Die »Entvolkung« (Michael Klonovsky), die Auflösung der Grenzen der alten Kulturräume und die Vermischung der Ethnien zum Zwecke der Produktion einer Weltgesellschaft, in der es nicht zuletzt möglichst ungehinderte Kapitalflüsse geben können soll, sind keine verrückten Erfindungen der Neuen Rechten, sondern alte philosophische und politische Konzepte, u. a. der UNO aus den 1990er und 2000er Jahren. Der neuerliche Migrationspakt verdichtet dieses Projekt nochmals, und man erwartet, daß dieser mit taktischem Kalkül zunächst unverbindlich und oszillierend daherkommende Pakt sodann in harte nationale Gesetze mit entsprechenden strafrechtlichen Regelungen gegen abweichende Positionen gegossen wird. Natürlich hat es in der Menscheitsgeschichte immer Migration und kulturellen Austausch, Synkretismen und damit Änderungen kultureller Formationen gegeben, wie es auch immer Funktionalisierungen der Dinge durch den Menschen gegeben hat. Das Neue ist hier die umfassende Systematik des Vorgehens, die aus der Bestimmung des Seins der Seienden als Verfügungsmasse stammt.

Globalists

Die den skizzierten Universalismus stark unterstützende Bevölkerungsgruppe nennen Soziologen die Globalists. Diese Leute bilden eine liberale Elite, einen neuen »dritten Stand« oder eine »globale Klasse«, die sich von den Arbeitern und dem konventionellen Bürgertum signifikant unterscheidet.[20] Die Globalists sind nicht mehr im eigentlichen Sinne in einem bestimmten Land oder Kulturkreis beheimatet, sondern leben heute in Deutschland und morgen in Indien, sprechen fließend Englisch, sind ständig auf internationalen Konferenzen, wechseln mit dem Wohnort häufig den Arbeitsplatz, bewegen sich elegant und interessiert in unterschiedlichen kulturellen Traditionszusammenhängen, kommunizieren intensiv über die »sozialen Medien« und verstehen innerhalb ihres Milieus kaum mehr, was es denn für relevante Differenzen zwischen einem Asiaten, Afrikaner und Europäer überhaupt geben können soll. Diese Internationalität hat den moralischen Primat errungen. Sie ist offen, tolerant, verbindend, grenzüberschreitend. Schon ent-fernend wirkt das mittlerweile ubiquitäre Englisch, das keine Differenz zwischen Du und Sie kennt. Globalists sind oftmals in internationalen sozialen Projekten engagiert; sie spenden viel Geld. Die Menschheit ist ihnen wichtig, ebenso das globale Ökosystem. Demgegenüber gelten die alten Partikularismen und die vielen, die keine Globalists sein können, als tendentiell zurückgeblieben, dumpf, beschränkt, egoistisch. Das sind die von den Globalists sogenannten »Abgehängten«. Als deren Rache gilt Donald Trump, dessen Wahlkampfstrategie eben darin bestand, den „Abgehängten« eine Stimme zu verleihen. Wir waren zu arrgogant, sagen die Globalists jetzt, und formulieren in dieser scheinbaren Selbstanklage doch noch immer, daß das Wahre und Gute in der Sache ganz und gar auf ihrer Seite liegen.[21]

Selbstverständlich stammen die Globalists hauptsächlich aus der Wirtschaft und der Wissenschaft, und sie haben mittlerweile auch die politischen Eliten weitgehend kolonialisiert. Heidegger beschrieb schon 1938 in dem Aufsatz Die Zeit des Weltbildes die aus dem modernen wissenschaftlichen Betrieb hervorgehende Gestalt des »Forschers«, der, so Heidegger, »von sich aus notwendig in den Umkreis der Wesensgestalt des Technikers drängt«: »Die entscheidende Entfaltung des neuzeitlichen Betriebscharakters der Wissenschaft prägt auch einen anderen Schlag von Menschen. Der Gelehrte verschwindet. Er wird abgelöst durch den Forscher, der in Forschungsunternehmungen steht. Der Forscher braucht zu Hause keine Bibliothek mehr. Er ist überdies ständig unterwegs. Er verhandelt auf Tagungen und unterrichtet sich auf Kongressen.«[22] Mittlerweile sind diese Unternehmungen, zu denen die ökonomischen als wesensgleiche hinzugerechnet werden können, weitestgehend international geworden. Sie sind von partikularempirischen Voraussetzungen unabhängig. Es ist gleichgültig, ob Inder, Amerikaner oder Chinesen an ihnen beteiligt sind, weil die abstrakten Gesetzmäßigkeiten dieses wissenschaftlich-technisch-ökonomischen Betriebes eine eigentümliche Einheitlichkeit erzeugen.


Widerstand

Es gibt freilich zunehmenden Widerstand gegen den alles planierenden und verdinglichenden Herrschaftszugriff der neuzeitlichen Subjektivität. Dieser Zugriff betreibt massive diskurspolizeiliche Maßnahmen; er sanktioniert den Widerstand, indem er ihn als mental zurückgeblieben, vor allem aber als unmoralisch disqualifiziert. Die von Arnold Gehlen beschriebene moderne Hypermoral, die heute zu einem gerade von den Kirchen vorangetriebenen gesinnungsethischen Furor geworden ist, will die Kritik ausschalten[23]. Es gehört zur Wesensbestimmung dieses hypermoralischen Furors, daß er nicht selbstreflexiv werden und sich selber als Funktion am Ge-stell erkennen darf. Das Ge-stell ist zu seiner effizienten Selbstrealisierung dieses universalistisch ausgreifenden humanitaristischen Moralismusʼ bedürftig. Dieser hat auf verdeckt-unheimliche Weise ebenfalls teil an der Machenschaft der totalen Mobilmachung aller Ressourcen. Die Grünen sind dafür ein hervorragendes Beispiel. Und deswegen darf man sich auch von den gegenwärtigen Moral- und Humanitätsrhetoriken der Kirche nicht blenden lassen.

Da ist man dankbar für Leute wie Botho Strauß. Im Widerspruch auch zum heutigen kirchlichen Menschheitsglobalismus reklamiert er gegen das Diktat des Gleich-gültigen und der totalen Gegenwart das Recht des allmählich Gewordenen, der Partikularitäten, der Differenzen und der Übersichtlichkeiten. Strauß teilt in der Sache die Heideggerschen Moderneanalysen völlig. Das hat dazu geführt, daß seine Stücke seit dem Anschwellenden Bocksgesang, einem Spiegel-Essay aus dem Jahr 1993, kaum mehr aufgeführt werden. Gleichwohl hat er nicht aufgehört, die Heimat, das menschliche Wohnen, zu verteidigen. Er betrachtet seinen Sohn, so in Die Fehler des Kopisten, und beschreibt die ungeheure Macht der alles Bestehende auflösenden Moderne. Lieber möchte er, so in seinem letzten Spiegel-Essay Der letzte Deutsche, in einem aussterben Volk leben als in einem überfremdeten. Schon für Heidegger war die Dimension der Heimat zentral. Zur Heimat gehören die gemeinsame Sprache, die Traditionsbindungen, Riten und Gebräuche, das gewordene Ethos einer einigermaßen stabilen sozialen Gruppe. Diese Homogenität, die natürlich nicht apriori trennscharf zu machen ist und die doch als erfahrbare immer irgendwie existierte, ist wesenverschieden von der Einheitlichkeit, zu der die neuzeitliche Herrschaftssubjektivität streben muß. Durch diese Einheitlichkeit wird die Heimatlosigkeit nach Heidegger das künftige Weltschicksal werden.

Mit der Migrationspolitik der letzten Jahre ist nun vollends der Damm gebrochen. Frau von Berg wird mit ihrer aggressiven Ankündigung wohl recht behalten, nur daß dieses Konstrukt der Multikulturalität sich nicht so harmonisch realisieren lassen, sondern, jedenfalls zunächst, schwere Verwüstungen hervorbringen wird. Den Horizont dieser künftigen Verwerfungen sehen wir jetzt schon in Frankreich, England und Schweden dramatisch heraufziehen. Die Wurzel dieses Konfliktes ist nicht primär ökonomischer oder sicherheitstechnischer Natur. Es geht um den Verlust der Heimat, positiv formuliert: um das Wohnenkönnen, die Geborgenheit im Hergebrachten, die das Wesen des Menschen fordert. Der Globalist ist kein tragfähiges anthropologisches Pradigma. Diesen Verlust fabriziert die Neuzeit als solche, aber er tritt jetzt in ein radikaleres Stadium ein. In den Worten von Strauß: »Es ziehen Konflikte herauf, die sich nicht mehr ökonomisch befrieden lassen ... Es ist gleichgültig, wie wir es bewerten, es wird schwer zu bekämpfen sein: daß die alten Dinge nicht einfach tot sind, daß der Mensch, der einzelne wie der Volkszugehörige, nicht einfach nur von heute ist. Zwischen den Kräften des Hergebrachten und denen des ständigen Fortbringens, Abservierens und Auslöschens wird es Krieg geben.«[24] Dieser Krieg ist bereits in vollem Gange. Es fragt sich freilich, ob auch die Kritiker des ständigen Abservierens zu den entscheidenden metaphysischen und religiösen Wurzeln des Abendlandes zurückfinden werden.

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[1] https://www.welt.de/print/welt_kompakt/debatte/article161102037/Deutschland-oder-Hierland.html


[2] http://www.faz.net/aktuell/politik/staat-und-recht/untergang-des-roemischen-reichs-das-ende-der-alten-ordnung-14024912.html


[3] Bspw. Heidegger, GA 13, S. 234.


[4] Vgl. dazu Silvio Vietta: »Etwas rast um den Erdball ...«; Martin Heidegger: Ambivalente Existenz und Globalisierungkritik. Paderborn 2015, S. 141-148.


[5] GA 79, S. 26.


[6] Vgl. Vattimos Schrift Glauben - Philosophieren, Stuttgart 1997. Hier sieht man auch, wie stark das schon Michel Foucault bewegende Motiv der Homosexualitätslegitimierung den gesamten dekonstruktivistischen Diskurs beherrscht.


[7] Heidegger hat dem oft erhobenen Vorwurf, er würde in seiner Philosophie, die auf das erste, seinen Weltruhm begründende Hauptwerk Sein und Zeit folgt, den Menschen vergessen und keine Anthropologie kennen, entgegen gehalten: »Diese Kritik ist ein großes Mißverständnis! Denn die Seinsfrage und die Entfaltung dieser Frage setzen gerade eine Interpretation des Daseins voraus, d. h. eine Bestimmung des Wesens des Menschen. Und der Grundgedanke meines Denkens ist gerade der, daß das Sein beziehungsweise die Offenbarkeit des Seins den Menschen braucht und daß umgekehrt der Mensch nur Mensch ist, sofern er in der Offenbarkeit des Seins steht. Damit dürfte die Frage, inwieweit ich nur mit dem Sein beschäftigt bin und den Menschen vergessen habe, erledigt sein. Man kann nicht nach dem Sein fragen, ohne nach dem Wesen des Menschen zu fragen.« (Richard Wisser (Hg.): Martin Heidegger im Gespräch. Freiburg/München 1970, S. 69f.). Das ist aufgrund der Allgemeinheit der Frage nach »dem Menschen« ein korrekter Konter Heideggers. Die wichtigste Frage im Blick auf den Status der Anthropologie ist aber die Frage nach dem Menschen als einer freiheitlichen und sittlich verantwortlichen Person. Und genau diese Rede hält Heidegger für zu flach, eben weil sie den Menschen nicht radikal genug vom buchstäblich alles entscheidenden Sein und dessen Offenbarkeit her denkt. Dem entspricht, daß Heidegger in den Bremer Vorträgen zu den Konzentrationslagern folgendes anmerkt: »Ackerbau ist jetzt motorisierte Ernährungsindustrie, im Wesen das Selbe wie die Fabrikation von Leichen in Gaskammern und Vernichtungslagern, das Selbe wie die Blockade und Aushungerung von Ländern, das Selbe wie die Fabrikation von Wasserstoffbomben.« (GA 79, S. 27). Die Empörung war an dieser Stelle groß. Aber selbst dann, wenn man den Wahrheitskern dieser Aussage einräumt, ist unübersehbar, daß die komplette Reformulierung dieser Verbrechen durch die Theorie vom seinsvergessenen und seinsverlassenen Ge-stell die Frage nach der sittlichen Verantwortung des Menschen zum Verschwinden gebracht hat, und wie ich meine, in der Systematik des Heideggerschen Ansatzes auch zum Verschwinden bringen muß.


[8] Vgl. dazu das schöne Buch von Josef Pieper, Die Wahrheit der Dinge. Eine Untersuchung zur Anthropologie des Hochmittelalters, München 1966. Pieper versteht es wie kaum ein anderer Autor, den Leser verständlich mit der metaphysischen Gedankenwelt des Mittelalters vertraut zu machen und die Grunddifferenzen zum modernen Bewußtsein darzustellen.


[9] Erschütternd dieser Bericht über das mit erheblichen staatlichen Mitteln geförderte Abtreibungsunternehmen Planned Parenthood: https://katholisches.info/2016/02/02/der-huf-des-teufels-abtreibungsindustrie-und-jagd-auf-lebensschuetzer/. Man sollte sich auch die hier verlinkte Seite mit den Fotos ansehen. Es ist das Böse, für das Heidegger keinen adäquaten Begriff mehr hat, das sich an dieser Stelle der Vernutzung von »Humanmaterial« besonders widerlich in Szene setzt. Um so trauriger, daß die christlichen Kirchen in ihrem Verfall an den Zeitgeist das schreiende Unrecht derartiger Vorgänge nicht selten kaum noch klar zu benennen wagen.


[10] GA 65, S. 176.


[11] Vom Letzten Gott handelt Heidegger relativ ausführlich in seinen Beiträgen zur Philosophie: GA 65, S. 405-417.


[12] Die gewollte Antwortlosigkeit auf die Dilemmata unserer als Spielart der neuzeitlichen Subjektivität verstandenen Gesellschaft formuliert Heidegger etwa im schon zitierten Interview mit Richard Wisser, S. 68.


[13] Habermas hat sich in wiederholten Anläufen, mit durchaus gehässigen Einschlägen, an Heidegger abgearbeitet. Prominent in: Der Diskurs der Moderne. Frankurt/Main 1988, S. 158-190, und in seinem Vorwort Heidegger – Werk und Weltanschauung zu Victor Farías Buch Heidegger und der Nationalsozialismus, Frankfurt/Main 1989.


[14] So wieder bei Susan Neiman: Die Quelle allen Unglücks?, in: Die Zeit, Nr. 45/2016.


[15] So im Aufsatz Ende der Modernität?, in: Robert Spaemann: Philosophische Essays. Stuttgart 1994 (erw. Ausgabe), S. 232-260. Zur Personfrage: Spaemann: Personen. Stuttgart 1996, bes. S. 25-42.


[16] Bspw. GA 65, S. 126-134.


[17] Martin Heidegger im Gespräch, S. 73.


[18] GA 5, S. 108.


[19] GA 96, S. 267.


[20] Vgl dazu Michael Seemann: Eine andere Welt ist möglich – aber als Drohung, in: https://www.tagesspiegel.de/politik/die-globale-klasse-eine-andere-welt-ist-moeglich-aber-als-drohung/14737914.html


[21] So in dem Artikel von Elisabeth Raether: Was macht die Autoritären so stark? Unsere Arroganz, in: Die Zeit, Nr. 33/2016.


[22] GA 5, S. 85.


[23] Die oft kritisierte Rolle der Kirche im gegenwärtigen Prozeß der Schleifung aller Bastionen, die den bedenklichen Zustand der Kirche sichtbar macht, erforderte freilich einen eigenen Beitrag, in dem die hier angedeuteten Linien zum religiösen Bereich hin ausgezogen werden.


[24] Anschwellender Bocksgesang, in: Der Spiegel, Nr. 6/1993, S. 203.


Martin Heidegger (Karikatur von David Levine) *

Der Autor ist katholischer Theologe und schreibt unter dem ›nom de plume‹ Edmund Pevensie.

 

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