Marc Pommerening: STELLUNGNAHME
- 27. Jan.
- 2 Min. Lesezeit
Um TUMULT, die ehrwürdige Vierteljahresschrift, tobt ein Aufruhr, in dem ich ganz unverhofft zur Schlüsselfigur wurde, da ich, als „X-Wart“ 2024, meinen Nachfolgern um Ledio Albani mit einiger Entschiedenheit entgegentreten musste.
Anlass war Albanis provokationsgeiler Text „Death to America“, den ich, wie viele andere, schnell als Luftnummer durchschaute. „Vollmundiger, hochtrabender Quatsch. Besser noch Bullshit.“ nannte ich ihn am Freitag auf X.
Zu Albanis schrillem Antiamerikanismus kam der schiere Mief seiner Ressentiments, die das Argumentieren ersetzten. Da der Text am Wochenende, mit raunenden Bemerkungen versehen, auf X programmatisch bekräftigt wurde, hatte TUMULT-Herausgeber Frank Böckelmann, auch ohne Albanis diffuse Drohungen gegen den Chefredakteur Carsten Germis und mich, keine andere Wahl als die Zusammenarbeit zu beenden.
„Tumult_online“ war vornehmlich ein Werbeaccount für Albanis Castrum-Verlag und seine Autoren. Der Eindruck einer feindlichen Übernahme drängte sich auf – mit untauglichen Mitteln allerdings. Denn die meist kunstgewerblichen Texte wurden dem elitären Gestus selten gerecht. Tellkamps „süße Krankheit Gestern“ nagte an ihnen, der Rückgriff war sich selbst genug, die Epigonalität galt offenbar als Tugend, der Ästhetizismus blieb im Geschmäcklerischen stecken.
Zwangsläufig wohl, dass der Befreiungsschlag, Albanis „Death to America“, wiederum epigonal ausfiel, als kraftlose Kraftmeierei mit von der Konservativen Revolution, etwa von Niekisch geborgtem Furor, aber auch – von „usura“, einem Lieblingsbegriff Ezra Pounds, über die Konstruktion von „Vasallenvölkern“, die „auf Linie gebracht“ werden sollten, bis zur Beschwörung von „Heldenmut und Treue“ – mit Rückgriffen in den Fascho-Fundus. Hinzu kam eine vor allem geschmäcklerische Argumentationsfolklore, eigenwillig nur in ihrem prononcierten, aber wie ein Zitat wirkenden Katholizismus.
Die Frage aber, die Albanis Text in unschuldiger Borniertheit aufwirft, ist dringend. Und sie betrifft, ganz unmittelbar lebensgeschichtlich, alle West- und sehr viele Ostdeutsche. Ich möchte sie, als Sohn eines amerikabegeisterten Flüchtlings aus Pommern, jenseits aller politischen Positionierungen diskutieren. Neulich, im März 2023, habe ich sie als Epigramm formuliert:
Die Gretchenfrage stellt sich klar
Wie hältst Du´s mit Amerika?
Über den Autor: Marc Pommerening (*1970) arbeitet als Autor und Regisseur. Herausgeber von Rexroths Der Wermutstrauch und Verfasser der Mikroaggressionen (beide Edition Finsterberg).
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