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Thomas Hartung: DIE REGENBOGEN-FLAGGE ALS KNEBEL

  • 20. Juli
  • 7 Min. Lesezeit

Wie LSBTIQ samt CSD die offene Gesellschaft überdehnen: Anmerkungen über ideologische Hegemonie, Reaktanz und das Ende der liberalen Emanzipation durch übergriffige „Solidarität“.


Was 1969 in der New Yorker Christopher Street als mutiger Aufstand gegen Polizeiwillkür begann, hat sich in eine globale Ideologie verwandelt, die Freiheit nicht mehr garantiert, sondern einschränkt. Der Regenbogen, einst ein Zeichen für den Kampf um Gleichberechtigung, ist heute zur Fessel geworden – ein Symbol staatlich verordneter Konformität, das keine Neutralität mehr duldet. Von der Entkriminalisierung gleichgeschlechtlicher Liebe über die Abschaffung des § 175 in Deutschland bis hin zur gesellschaftlichen Anerkennung: Der liberale Rechtsstaat hat seine historischen Schatten weitgehend korrigiert. Doch die Bewegung, die einst Gleichheit forderte, verlangt nun Sonderrechte, Deutungshoheit und Unterwerfung.


Hund in Farben, Mexiko Stadt 2016
Hund in Farben, Mexiko Stadt 2016

Die Allgegenwart des Regenbogens ist kein Ausdruck gesellschaftlicher Offenheit, sondern eines totalitären Musters, das Akzeptanz durch Affirmationspflicht ersetzt. Die CSD-Demonstration in Köln 2025, eine der größten ihrer Art in Europa mit 60.000 Teilnehmern und Hunderttausenden Besuchern, ist ein Sinnbild dieser Überdehnung. Unter dem Motto „Für Queerrechte. Viele. Gemeinsam Stark“ zog die Parade durch die Kölner Innenstadt, begleitet von Regenbogenflaggen am Rathaus, an Supermarktkassen und in Social-Media-Profilen globaler Konzerne. Doch hinter der bunten Fassade verbirgt sich ein Machtanspruch, der die offene Gesellschaft in die Reaktanz treibt – ein psychologisch vorhersehbares Ergebnis übergriffiger Moralisierung.


Denn die Regenbogenflagge ist überall: Sie wehte am Kölner Rathaus während der ColognePride, prangt auf den Trikots des 1. FC Köln, der mit 300 Mitarbeitenden und Spielern wie Kapitän Timo Hübers an der CSD-Parade teilnimmt, und ziert die Social-Media-Profile von Ministerien, die sich „bunt“ präsentieren. Supermarktketten wie REWE färben ihre Logos regenbogenfarbig, während öffentliche Verkehrsbetriebe in Köln Regenbogenaufkleber auf Busse kleben. Sogar Fußgängerampeln in Großstädten zeigen queere Paare, und Schulen verteilen „Diversity“-Leitfäden, die Kinder dazu anhalten, ihre Pronomen zu hinterfragen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk, etwa der WDR mit seinem Magazin Quarks, bietet „Telekollegs” zum richtigen Pronomengebrauch und erklärt am 26. Juni 2023: „Sprache formt unser Denken – und gendergerechte Sprache hilft, Diskriminierung abzubauen.“ Was als wissenschaftliche Analyse daherkommt, ist ein moralischer Appell, der Abweichung als „Hass“ brandmarkt.


Regenbogen als universelle Norm


Der WDR berichtet am 6. Juli 2025 ausführlich über die Kölner CSD-Parade, während die ARD regelmäßig queere Themen in Kinderprogrammen wie Die Sendung mit der Maus oder Knietzsche einflicht, wo Dragqueens Kleinkindern Geschlechtervielfalt erklären. Die „irrelevante Fetisch-Veranstaltung für Menschen mit Hundemasken und in Küken-Kostümen” durfte tatsächlich Aufmacher in der Tagesschau sein, klagt Julian Reichelt auf X, „was migrantische Massenübergriffe auf Kinder in Schwimmbädern niemals schaffen. Es geht hier längst nicht mehr um den historisch mutigen und vollkommen legitimen Kampf für Bürgerrechte, sondern um die Inszenierung einer politischen Ideologie und das Beschwören eines Feindbildes”. Auf TikTok betreibt der Bundestag ein Konto, das regenbogenfarbige Filter nutzt, um „Inklusion“ zu signalisieren. Selbst in der Werbung ist der Regenbogen omnipräsent: Von Nike, das „Pride“-Sneaker bewirbt, bis zu Coca-Cola, das Regenbogenflaschen herausbringt – die Botschaft ist klar: Wer nicht mitzieht, steht außerhalb des moralischen Konsenses.


Ein besonders plastisches Beispiel liefert die Kölner CSD-Parade selbst: Über 240 Wagen und Fußgruppen, darunter Parteien, Gewerkschaften und Konzerne, ziehen durch die Stadt, begleitet von „XXL-High-Heels“, „extravaganten Hutkreationen“ und „Federschmuck à la Paradiesvogel“. Doch hinter der bunten Inszenierung steht ein Sicherheitskonzept, das 2025 die Zahl der Sicherheitskräfte verdoppelt hat, da Störaktionen zunehmen – ein Zeichen wachsender gesellschaftlicher Spannungen, die durch die Überhöhung des Regenbogens mitverursacht werden. Die Frage, wie viele Moschee- und Islamverbände mitmarschierten, hat selbstredend niemand gestellt.


Ungarn steht exemplarisch für diese Spannung nicht nur innerhalb der allwestlichen Identitätspolitik, sondern auch zwischen ihr und der nationalen Souveränität. Die Orban-Regierung hat Gesetze erlassen, die Werbung mit queeren Inhalten für Minderjährige einschränken und Sexualerziehung in Schulen an elterliche Zustimmung binden. Diese Politik, die dort breite demokratische Unterstützung findet, wird in deutschen Medien als „homophob“ und „autoritär“ verurteilt. Der Tagesspiegel spricht von „menschenfeindlicher Politik“, während die Teilnahme deutscher Politiker wie Katrin Göring-Eckardt am Budapest Pride 2025 als geopolitischer Erziehungsakt inszeniert wird. Göring-Eckardt erklärte unmissverständlich: „Wer sich in Europa nicht den Werten der Vielfalt unterwirft, ist ein politischer Gegner.“ Damit wird der Regenbogen zur universellen Norm erhoben, die nationale Eigenständigkeit untergräbt.


Die Diffamierung Ungarns ignoriert jedoch die Reaktanz, die durch solche Interventionen entsteht. Wenn westliche Politiker und Medien die ungarische Gesellschaft als „rückständig“ abwerten, verstärken sie genau jene Ressentiments, die sie bekämpfen wollen. Der Regenbogen wird so nicht als Symbol der Freiheit wahrgenommen, sondern als Import einer fremden Ideologie, die lokale Werte überlagern soll. Diese Dynamik zeigt sich auch in der Kölner CSD-Parade, wo die Teilnahme globaler Konzerne und internationaler NGOs die Veranstaltung zu einem Schaufenster westlicher Hegemonie macht.


Diese psychologische Reaktanz – der Widerstand gegen aufgezwungene Normen – ist eine direkte Folge der regenbogenfarbenen Überdehnung. Der schwule Nutzer David Domjahn bringt es auf X treffend auf den Punkt: „...als Schwuler wünsche ich mir, dass euer gegenderter Regenbogenzirkus endlich aufhört. Denn Dank euch wird eine ehemals bereits liberale Gesellschaft systematisch in die Reaktanz getrieben und damit auch gegen ‘Betroffene’ wie mich.“ Der Vorwurf richtet sich an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der mit seinen Programmen nicht informiert, sondern erzieht. Die Bürger empfinden diese Dauerbeschallung als Bevormundung, die nicht Akzeptanz fördert, sondern Ablehnung provoziert. „Ihr kennt das Prinzip der Reaktanz – und ihr tut es trotzdem“, so Domjahn, was einen Vorsatz unterstellt: Der Rundfunk agiert nicht mehr als neutraler Akteur, sondern als ideologisches Machtinstrument.  Wenn selbst homosexuelle Gebührenzahler die Kündigung des Rundfunkstaatsvertrags fordern, dann hat die ARD nicht zu viel, sondern das Falsche geliefert.


Der queere Komplex


Die Folgen sind spürbar: Das Vertrauen in Institutionen schwindet. Wenn selbst homosexuelle Gebührenzahler die Kündigung des Rundfunkstaatsvertrags fordern, zeigt das einen Bruch. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk, der sich als „Grundversorgung“ legitimiert, liefert längst keine neutrale Information mehr, sondern Narrative, die den Bürger umerziehen wollen. Beispiele wie die Kölner Parade, wo Politiker wie Claudia Roth, Bärbel Bas oder Karl Lauterbach mit Parolen wie „Menschenrechte sind unteilbar“ auftreten, verstärken diesen Eindruck. Die Botschaft: Wer den Regenbogen nicht feiert, steht außerhalb der moralischen Ordnung.


Die LSBTIQ-Bewegung ist zu einem Aktivismuskomplex geworden, der wirtschaftliche und politische Interessen verfolgt. Gefördert durch Bundesprogramme wie „Demokratie leben!“, abgesichert durch Landesstellen für Gleichstellung und vernetzt mit NGOs, Medien und Forschung, ist „Vielfalt“ zur Moralindustrie geworden. Der CSD ist kein Fest der Freiheit mehr, sondern eine Bühne moralinsaurer Überlegenheit. In Köln etwa werden über 60 Stunden Programm auf vier Bühnen geboten, finanziert durch Steuergelder und Sponsoren wie REWE oder Vodafone. Die Teilnahme von Konzernen wie Ford oder der Kölner Verkehrs-Betriebe zeigt, wie tief der Regenbogen in die Wirtschaft eingedrungen ist.


Diese Industrie privilegiert eine „queere Klasse“, die durch Fördermittel, Talkshowauftritte und Gesetze wie § 192a StGB („verhetzende Beleidigung“) abgesichert ist. Sie tritt nicht als Bittsteller auf, sondern als Richter über das Sagbare. Wer sich der Norm entzieht, riskiert öffentlichen Druck, Berufsverbote oder Rufmord. Selbst innerhalb der Community gibt es Exklusion: Konservative Schwule, Transsexuelle, die Gender-Ideologie ablehnen, oder Lesben, die sich nicht als „Personen mit Menstruation“ bezeichnen lassen wollen, werden „gecancelt“. Das Paradies der Vielfalt duldet nur Gleichförmigkeit.


Exklusion im Namen der Inklusion


Die queere Bewegung, die einst Pluralität forderte, ist zur neuen Orthodoxie geworden. Ihre Dogmen sind nicht verhandelbar, ihre Rituale nicht optional. Der CSD in Köln ist ein Katechismus mit eingebautem Sündenregister: Wer nicht mitfeiert, wird als „reaktionär“ gebrandmarkt. Selbst die Entscheidung von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, die Regenbogenflagge nicht am Reichstag zu hissen, wird als „respektlos“ attackiert, obwohl sie die Neutralität des Parlaments betonte. In Ungarn wird jede Abweichung von der westlichen Norm als „menschenfeindlich“ diffamiert, obwohl sie demokratisch legitimiert ist. „Es geht um ein politisches Bekenntnis, das vom Symbol einer minoritären Protestbewegung zum allgemeinen Bekenntniszwang im Mainstream der Gesellschaft mutiert ist”, meint Reinhard Mohr in der Welt. „Eine Art neuer Gesslerhut, dem, frei nach Schillers Wilhelm Tell, alle ihre Ehrerbietung erweisen müssen.”


Das Regenbogenspektrum, einst Ausdruck einer pluralistischen Gesellschaft, ist zur pathologischen Farbe einer neuen Konformität geworden. Die permanente, fast zwanghafte Inszenierung von LSBTIQ-Themen – in Kinderbüchern, Behördenformularen, Werbespots oder Schulplänen – gleicht weniger einem Fortschritt als einer neurotischen Obsession. Der Regenbogen ist kein Symbol der Integration mehr, sondern ein Marker kultureller Herrschaft, der die Gesellschaft spaltet. Die Reaktanz, die er erzeugt, ist kein „rechter Backlash“, sondern ein natürlicher Widerstand gegen Manipulation. Wie Domjahn treffend formuliert: „Was mich heute ausgrenzt, ist nicht Ablehnung, sondern die übergriffige Solidarität gutmeinender Heterosexueller, die in Partystimmung stellvertretend für mich Diskriminierung empfinden.“


Der „Betroffene“ wird nicht mehr geschützt, sondern vereinnahmt. Seine Erfahrung wird zur Folie einer moralischen Überinszenierung, in der nicht der Mensch, sondern die Haltung zählt. Der freiheitliche Rechtsstaat ist stark genug, um Minderheiten zu schützen, ohne sie zum Maß aller Dinge zu machen. Homosexuelle brauchen keine geschützte Sprache, sondern gleiche Rechte und Respekt. Dieser entsteht jedoch nicht durch medialen Zwang, sondern durch gegenseitige Rücksicht. Der Regenbogen hat seinen Glanz verloren, weil er von einem Symbol der Freiheit zur Karikatur ideologischer Herrschaft wurde.


Die politische Instrumentalisierung sexueller Identität erzeugt genau das, was sie zu bekämpfen vorgibt: Ablehnung, Spott, Wut. Nicht, weil der Bürger homophob ist – sondern weil er nicht manipuliert werden will. Was aus Freiheit begann, wurde zur Fessel: Es geht um die Idee – nicht um die Wirklichkeit. Es ist Zeit, die politische Sexualisierung des Öffentlichen zu beenden – in Köln, in Ungarn, überall. Zeit, den Regenbogen zurückzuführen zu dem, was er einst war: ein Zeichen der Freiheit, nicht ihrer Fessel. Wie Domjahn abschließend bemerkt: Vielleicht bleibt den Aktivisten bald nur, „sich einen richtigen Job zu suchen – in einem echten, wertschöpfenden Beruf.“ Das wäre der erste Schritt zurück in eine Realität, in der Menschen einfach Menschen sein dürfen.


Über den Autor: Thomas Hartung, geb. 1962 in Erfurt; promovierte nach seinem Lehramtsstudium in Magdeburg 1992 zur deutschen Gegenwartsliteratur und war danach als Radio- und Fernseh-Journalist in Sachsen-Anhalt und Sachsen sowie als freiberuflicher Dozent für Medienproduktion und Medienwissenschaft an vielen Hochschulen Deutschlands tätig; der bekennende „Erzliberalkonservative“ trat als Student in die LDPD ein und 1990 aus der FDP aus: von „misslungener Einheit“ nicht nur mit Blick auf die Parteienfusion spricht er bis heute; Hartung war im April 2013 Mitbegründer der AfD Sachsen und wurde zweimal zum Landesvize gewählt. Seit März 2020 ist er Pressesprecher der AfD-Fraktion Baden-Württemberg.

Beitragsbild von Salvador alc, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons



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