Thomas Hartung: WER LACHT, HERRSCHT
- vor 8 Stunden
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AfD-Lachen ist „Nazi“, so die FAZ. Rechte Humoristen darf man doxxen, so das ZDF. Im vergifteten politischen Diskurs feiert Jorge von Burgos’ Spaßhass fröhliche Urständ. Das ist nicht lustig.
Es ist kein Witz: Heute, in Zeiten politischer Massenpädagogik, erscheint das Lachen als Verdachtsmoment, ja wird es zur Gefahr erklärt. Als Justus Bender Anfang Mai in der FAZ analysiert, dass die AfD im Bundestag am häufigsten lache – und dies als gezielte Strategie der Subversion, als politisches Werkzeug, eingesetzt zur Verhöhnung, zur Destabilisierung und zur Radikalisierung deutete –, war die Empörung der Tugendwächter so erwartbar wie die Häme in den sozialen Medien. User @Jp51Nieuws mokierte sich auf X, nun gelte auch das Lachen als „Nazi-Methode“. Die eigentliche Pointe solcher Debatten: Nicht das Lachen an sich empört – sondern wer lacht, und warum, und wie. Es sind die „Falschen“, deren Heiterkeit verdächtig ist. Wer die Regeln der sprachlich und moralisch zementierten Ernsthaftigkeit bricht, zieht die Aufmerksamkeit der Ordnungshüter auf sich. Und was sich nicht einhegen lässt – Ironie, Spott, Gelächter –, gilt als gefährlich. Denn wer lacht, verweigert den Gehorsam.

Seit jeher lachten die Ränder gegen die Mitte: die Narren des Mittelalters, die Spötter der Weimarer Republik, die subversiven Clowns hinter dem Eisernen Vorhang. Etwa der legendäre Dresdner O.F. Weidling, der nach dem Zweiten Weltkrieg sechs Jahre in einem sowjetischen Strafgefangenenlager in Sibirien verbrachte und dann mit seinem „Treff mit O.F.“ im DDR-Fernsehen Kult wurde. Als er am 27. April 1984 vor der Partei- und Staatsführung den neuen Friedrichstadt-Palast als Moderator eröffnete und Scherze über Ausreisen und Güterversorgung machte, die SED-Wirtschaftsminister Günter Mittag, der in der ersten Reihe saß, missfielen, wurde er aus dem Fernsehen verbannt und faktisch mit einem Berufsverbot belegt.
Und natürlich denkt man an Jorge von Burgos, den von Umberto Eco grandios konzeptualisierten Hüter der Bibliothek einer hochmittelalterlichen Benediktinerabtei in Ligurien – eine Anspielung auf den im Alter erblindeten argentinischen Weltautor Jorge Luis Borges. In Burgos‘ treppenreichem Nischenlabyrinth finden sich unglaubliche Schätze, etwa ein verschollen geglaubter Text von Aristoteles über die Komödie – gemeint ist das zweite Buch der „Poetik“. Das Problem: Der gebrechliche Alte kann nicht ertragen, dass ein großer Philosoph wie Aristoteles am Lachen etwas Positives findet, er hält den Band für gefährlich: „Die Komödien wurden geschrieben, um die Leute zum Lachen zu bringen, und das war schlecht. Unser Herr Jesus hat weder Komödien noch Fabeln erzählt, ausschließlich klare Gleichungen, die uns allegorisch lehren, wie wir ins Paradies gelangen, und so soll es bleiben.“
Die Pointe wird zum Attentat
Sein Gegenspieler heißt William von Baskerville, ist ein Franziskaner und soll mysteriöse Todesfälle in der Abtei untersuchen: Innerhalb weniger Tage sterben ein Illustrator, ein Übersetzer und ein Bibliotheksgehilfe. Zum Teil, nachdem sie mit Jorge von Burgos darüber in Streit geraten waren, wie gotteslästerlich das Lachen nun wirklich sei – und wie gefährlich der Band des Aristoteles, dessen Existenz Jorge leugnet, weil nicht sein kann, was nicht sein darf: Das Buch sei niemals geschrieben worden, behauptet er, weil die Vorsehung nämlich nicht gewollt habe, dass dergleichen nichtige Dinge wie die Komödie verherrlicht würden. Man möchte fast fragen: Hat Bender bei Burgos studiert?
Um zu verhindern, dass der Inhalt des umstrittenen Bandes unter die Leute kommt, hat der greise Bibliothekar sorgsam sämtliche Seiten mit Gift eingestrichen. Wer beim Umblättern den Zeigefinger befeuchtet, nimmt eine Dosis Gift auf – je länger er liest, desto tödlicher ist die Dosis. Was Jorge de Burgos ja beweisen wollte: Humor ist gefährlich. Am Ende verbrennt die ganze Abtei samt Bibliothekar: Er verachtet das Lachen, vergiftet das Buch, das es preist – und stirbt mit seiner Bibliothek. Was für ein Gleichnis. Damit hat William zwar den „Fall“ mit insgesamt sechs Toten gelöst, die Katastrophe jedoch nicht verhindern können. Resigniert stellt er fest: „Ich bin wie ein Besessener hinter einem Anschein von Ordnung hergelaufen, während ich doch hätte wissen müssen, dass es in der Welt keine Ordnung gibt.“ Wahrer Humor akzeptiert die Fehlbarkeit des Menschen, statt den neuen Menschen schaffen zu wollen, so Barbara Zehnpfennig auf communio.
Heute hat sich das Regime verändert, nicht aber die Mechanik. Das herrschende Sprechsystem, durchtränkt von paramoralischer Überhöhung banaler Floskeln, reagiert auf jede humorvolle Störung mit Intoleranz. Die Fürsten sind verschwunden – an ihre Stelle traten die Sprecher der „Zivilgesellschaft“. Doch statt zurückzulachen, verordnen sie Sprachregeln. Die Lache der Opposition wird zur Kampfhandlung erklärt, ein universeller Ausdruck menschlicher Freiheit zur finsteren Methode umgedeutet. Die Pointe wird zum Attentat. Die politische Klasse kennt keine Selbstironie. Sie versteht das Lachen nicht als Reaktion, sondern als Provokation. Wer lacht, unterbricht das Ritual. Wer lacht, nimmt dem Theater den Ernst. Und wer nicht mitlacht, sondern auslacht, wird zur Bedrohung.
Benders These, das Gelächter der AfD sei ein strategisches Mittel der Verachtung, ist in einem Punkt zutreffend: Es ist gezielt. Aber es ist nicht weniger gezielt als das hämische Kichern auf den Regierungsbänken, wenn ein Antrag der Opposition scheitert. Lachen ist in der Politik so alt wie die Politik selbst – Instrument der Entrüstung, der Überlegenheit, der Abgrenzung. Humor ist ein Chamäleon: Waffe, Schutzschild, Spiegel, Ventil – nicht Ursache! –, bisweilen alles zugleich. Wer das Lachen der AfD als singulär gefährlich brandmarkt, ignoriert die Realität des politischen Spiels, in dem jede Partei Ironie, Hohn oder Spott gezielt einsetzt. Politische Ironie etwa ist kein Verbrechen – sie ist Überlebensmittel in einer aufgeheizten Arena. Nicht umsonst hat Sloterdijk in „Zorn und Zeit“ das Lachen als Ausdruck politischer „Thymos“-Regungen gepriesen.
Lachen entzieht sich Kontrolle
Nur: Wer definiert, welches Lachen erlaubt ist? Der Bundestag ist kein Gerichtssaal, sondern eine Bühne mit eingebautem Heiligenschein. Und wie auf jeder Bühne gilt: Wer die Dramaturgie durchbricht, verändert das Spiel. Das Lachen, so trivial es scheint, ist ein Akt des Widerstands – ein gefährliches Intermezzo, das den Probenplan stört. Es entzieht sich formaler Korrektheit, ritualisierter Moral und Sprachdressur. Es ist das akustische Äquivalent des Tabubruchs – und wird verfolgt, weil es treffen könnte. Wenn also ein Oppositionspolitiker lacht, weil eine Ministerin zum zwanzigsten Mal dieselbe leere Klimaphrase drischt, dann ist das nicht einfach Unsitte oder Belustigung – es ist Diagnose, performative Verweigerung gegenüber einer Moral, die sich als alternativlos geriert.
In totalitären Regimen galt das Lachen der Falschen stets als Herausforderung der Macht, in liberalen Demokratien dagegen einst als deren Prüfstein. Heute nun wird es wieder zur Ketzerei. Nicht die Tat, sondern das Gelächter wird zum Skandal. Die Tugendpresse und ihr ideologisches Bodenpersonal werten das Lachen als Angriff auf das soziale Betriebsklima. Wer über das Falsche lacht, zeigt, dass er sich den autorisierten Gefühlen verweigert: Betroffenheit, Sorge, Entrüstung. Es ist diese emotionale Renitenz, die als subversiv gilt. Denn Lachen entzieht sich Kontrolle. Die neuen Tugendwächter – in Redaktionen, Stiftungen, Kulturbürokratien – sehen im Gelächter nicht mehr die soziale Schmiermasse, sondern ein Werkzeug der Spaltung. Das Lachen der AfD erscheint ihnen deshalb nicht nur taktlos, sondern brandgefährlich: als kalkulierte Normverletzung, als Angriff auf den Diskurs selbst. Dass andere Parteien ebenso lachen, übersehen sie – weil deren Lachen zur Inszenierung der richtigen Gefühle gehört.
In den Archiven der Politmoral ist das Lachen der Rechten stets böse, das der Linken ein Zeichen von Gewitztheit. Wenn ein grüner Abgeordneter über CSU-Klischees lacht, gilt es als aufgeklärter Spott. Wenn ein AfD-Abgeordneter über gendergerechte Formulare lacht, ist es ein Angriff auf die Menschenwürde. Die Pointe liegt im doppelten Maß: Nicht das Objekt des Lachens ist entscheidend, sondern der Absender. Aber Doppelmoral ist der Tod jedes Diskurses. Die Erlaubnis zum Spott ist nicht universal, sondern ideologisch verteilt. Diese Unwucht ist nicht neu. Schon Tucholsky schrieb über eine Zeit, „wo die Satire alles darf, solange sie links ist.“
Heute darf sie vor allem gendern, veganisieren, dekonstruieren – aber nicht zurücklachen. Denn das Lachen hat, wie der Witz, seine Domestizierung, ja Pazifizierung zu vollziehen. Und wer das verweigert, ist ein Fall für Beobachtung. Doch Lachen ist anarchisch. Es lässt sich nicht domestizieren, ohne seinen Witz zu verlieren. Deshalb reagiert das System mit Sanktionen: mediale Denunziation, moralische Ächtung, verfassungsrechtliche Exegese. Man kann es beobachten bei jedem „falschen“ Kalauer, jeder „zweideutigen“ Karikatur, jeder ungeplanten Heiterkeit am Rednerpult der Opposition. Die Reaktion ist stets dieselbe: Aufschrei statt Widerspruch.
Denn die Demokratie ist und bleibt eine Inszenierung – ob Dramödie oder Trauerspiel, ist einerlei. Ihre Rituale sind eingeübt, die Rollen verteilt: Regierung, Opposition, „Zivilgesellschaft“, Medien. Man weiß, wann zu klatschen, wann zu schweigen – und auch, wann Betroffenheit zu zeigen ist. Dieses Bühnenstück lebt vom Pathos der Ernsthaftigkeit. Es duldet keine Improvisation. Wer lacht, verdirbt die Inszenierung. Die AfD, ob man sie mag oder nicht, ist der Störenfried in diesem Arrangement, ein göttlicher Kurzschluss im Ernstschaltkreis der Weltgeschichte. Ihr Lachen ist keine Pointe, sondern ein Zwischenruf – laut, ungebeten, störend. Wo andere ihre Haltung mit Zahlen und Floskeln belegen, interveniert sie mit Gelächter. Sie stört das Pathos, indem sie es ausstellt. Und genau das macht sie so gefährlich für jene, die auf das Bühnenlicht angewiesen sind.
Politischer Witz war nie höflich
Im Bundestag ist diese Dynamik täglich zu beobachten: Während die Regierung ihre Agenda in sonorem Ton vorträgt, unterlegt von Applaus aus den eigenen Reihen, reicht oft ein Lachen aus der Opposition, um den Text zum Stück zu machen. Der Ernst wird brüchig, der Gestus entlarvt. Die Pose zerfällt im Klang des Gelächters. Es ist die Logik des Clowns gegen den Hofstaat, der Authentizität gegen die Deklamation. Wie im Zirkus ist der Clown der Einzige, der dem König die Wahrheit sagen darf – aber in Form der Übertreibung, der Parodie, des Lachens. Doch anders als früher, wo der Hofnarr wenigstens geduldet war, will man den heutigen Clown aus dem Saal jagen. Nicht, weil er lügt – sondern weil er zu oft recht hat. Diese Szene wiederholt sich in den Medien. Wenn ein AfD-Politiker eine groteske Überregulierung mit Ironie bedenkt, wird das selten als Kritik gelesen, sondern als „Verharmlosung“.
Wenn Kabarettisten – wohlgemerkt aus dem nicht-linken Spektrum – das Wort führen, folgt keine Debatte, sondern der Ruf nach Absetzung. Lachen ist erlaubt, solange es nicht die Macht trifft. Deswegen offenbart sich in der Empörung über das Lachen der AfD eine tiefsitzende Unsicherheit des Establishments. Wenn ein Kichern das Vertrauen in die Demokratie erschüttert, dann ist nicht das Lachen das Problem – sondern die Fragilität des Systems. Und doch ist es das Wesen des Humors, aufzurühren. Politischer Witz war nie höflich. Er war immer sperrig, störrisch, respektlos. Von Aristophanes über Swift bis Biermann reichte die Linie des befreienden Gelächters. Heute will man diese Linie unterbrechen – zugunsten einer politisch hygienischen Komik, die nicht zum Denken, sondern zum Bestätigen anregt. Vorhang zu statt Bühne frei. Kürzlich traf das Verdikt Didi Hallervorden wegen einer Neuauflage seines legendären „Palim-Palim“-Sketchs, in dem er die Worte Neger und Zigeuner benutzte. In der Folge verteidigte er sich mit der Aussage, Satire werde heute nicht mehr verstanden, weil sie „aus Angst vor Missverständnissen“ kaum noch stattfände.
Nur keine Missverständnisse, nur keine offenen Lacher – alles muss erklärt und kontextualisiert und also verwässert werden. „Rechte“ Influencer, deren Kanal noch dazu „Clownswelt“ heißt, dürfen da nicht nur denunziert, sondern gleich gedoxxt, sprich sensible Daten von ihnen zur Einschüchterung oder Bloßstellung gezielt offengelegt werden: den Namen seiner Band, sein Studienfach, der Vorgarten der Eltern… So geschehen im Magazin Royale (ZDF) vom 9. Mai durch den sattsam bekannten Zensor Jan Böhmermann. Rechte YouTuber sollten, wenn es nach Böhmermann geht, ihre sozialen Kontakte verlieren, geächtet werden – und idealerweise nie wieder ein Einkommen erzielen. Das Gegenteil trat ein: der Kanal vervielfacht seine Reichweite, bekommt mediale Rückendeckung, öffentliche Solidarität und Spenden. Cancel Culture wirkte in diesem Fall eher als Karriere-Booster; erfahren durften das 2020 auch Dieter Nuhr nach dem DFG-Videoskandal oder Uwe Steimle nach seiner T-Shirt-Debatte („Kraft durch Freunde“, „Volk ohne Traum”).
Dass diese Debatte überhaupt Fahrt aufnehmen konnte, ist im Rückblick einer der Tiefpunkte der öffentlich-rechtlichen Medienkultur. Er könne darüber nicht mehr lachen, so der MDR-Rundfunkrat und SPD-Landtags-Fraktionschef Dirk Panter in der Freien Presse: „Bei Herrn Steimle ist man sich leider nicht sicher, ob das wirklich satirisch gemeint ist.“ Der Kulturwissenschaftler Jesko Friedrich behauptet im NDR ernsthaft: „Man hat als Satiriker keinen Freifahrtschein, um immer zu provozieren und damit durchzukommen. Man muss jede satirische Äußerung bewerten: Ist es überhaupt Satire?“
Das ist kein Witz. Die politische Wirklichkeit ist derart bizarr geworden, dass sie die Phantasie überholt. Der nun gar nicht mehr clowneske Steimle erläuterte in einem Brief an den NDR in einer „Erklärung als Mensch, wenn der Satiriker nicht verstanden wird“, sein Anliegen, „aus einem belasteten Spruch etwas Neues – Positives zu schaffen… Durch die Hinzunahme nur eines Buchstabens erziele ich eine völlig neue Aussage... Wenn man es genau nimmt, wollte ich aus einem rechten Spruch einen linken machen.” Was sagt uns das über den Bildungsstand der Betroffenen, die sich gemeint fühlen – und über den des Meinenden?
Denn das Lachen ist antiautoritär und bleibt damit unberechenbar. Es gehört dem Publikum, nicht dem Intendanten. Ein lachender Mensch ist ein freier Mensch, resistent gegen Unterdrückung und Bevormundung. Er verletzt bewusst und gewollt, ohne dafür Geld oder Waffen oder Macht zu brauchen. Und solange es noch Zuschauer gibt, die über das Falsche lachen – über Widersprüche, über Masken, über leere Gesten –, bleibt auch das Theater ein politischer Ort. Nicht für die Moral, sondern für die Wahrhaftigkeit im Moment der Pointe. Wahrhaftigkeit aber kann nicht willkommen sein in einer Worthülsendemokratie, einem Signifikantenbrei, dem die Signifikaten längst abhanden gekommen sind.
Zugleich braucht Lachen Wurzeln. Es lebt von Vertrautheit, von geteilten Erfahrungen, von einer kulturellen Binnenwelt. Der Witz ist ein Kind der Sprache, und die Sprache ist ein Kind des Volkes. Ohne ein gemeinsames Fundament – semantisch, historisch, mental – verliert das Lachen seinen Adressaten. Die heutige Komik, vor allem im öffentlich subventionierten Kulturmilieu, ist Ausdruck dieser Entwurzelung. Sie verzichtet auf den schroffen Dialekt, den derbe Witz der Straße, die ironische Vertrautheit mit den eigenen Schwächen.
Hypermoralische Kunstsprache belustigt nicht
Stattdessen herrscht eine hypermoralische Kunstsprache, die belehrt statt belustigt. Humor wird zur Mission, zum Mittel der Umerziehung – und verliert dabei seine Pointe. Der gesellschaftliche Konsens, aus dem einst Ironie wuchs, ist zerfallen. Die sprachliche und ethnische Homogenität, die Witz überhaupt erst funktional macht, wurde systematisch zurückgebaut. Wo früher der Witz auf ein kollektives Gedächtnis traf – an Sprichwörtern, Mythen, gemeinsamen Erzählungen –, trifft er heute auf eine sprachlich fragmentierte, hermeneutisch instabile Gesellschaft. Und der Versuch, dennoch „alle“ zu erreichen, führt zwangsläufig zur inhaltsleeren Pose.
Das zeigt sich auch am Begriff „Volk“, der längst zu einem ideologischen Sperrbegriff geworden ist. Dabei ist er kulturhistorisch ebenso wenig verzichtbar wie der Begriff der Familie oder der Heimat. Ein Blick in die Geschichte zeigt, wie eng Humor und Volk verbunden sind. Wilhelm Busch zeichnete seine Karikaturen für ein deutsches Bürgertum, das sich in seinen Schwächen erkannte. Die britische Satirezeitschrift Punch lebte vom geteilten Humor der viktorianischen Mittelklasse. Selbst in der Antike war Aristophanes’ Spott auf die athenische Demokratie nur für ein Publikum verständlich, das die Codes der Polis teilte.
Wie will man über deutschen Humor sprechen, ohne das „Volk“ zu meinen? Wie über das Kabarett der 50er Jahre, das Witziges aus dem Abgründigen des Krieges und der Wirtschaftswunderzeit zog? Wie über Heinz Erhardt, Karl Valentin oder Werner Finck, deren Pointen immer auf ein geteiltes Wissen zielten? Heute indes ist der Begriff „Volk“ selbst zur Pointe verkommen – allerdings in jenen Kreisen, die sich selbst für aufgeklärt halten. „Was ist das überhaupt, das Volk?“ fragt die neue Bildungselite, als hätte es nicht ein historisch-kulturelles Kontinuum gegeben, das seit Tacitus über Luther, Herder, Fichte, Arndt, Heine, Fontane, Nietzsche und Jünger bis in die Nachkriegsliteratur reicht. Aktuell wird der Witz entkernt, um „alle“ zu erreichen – und verliert dabei seine Schärfe. Der öffentlich-rechtliche Humor von Kebekus bis Böhmermann ist ein Ausdruck dieser Entwurzelung: Er bestätigt, statt zu provozieren.
Die Folge: Wer „Volk“ sagt, wird behandelt wie ein Biowaffenhändler und steht schon mit einem Bein vor dem Inquisitionsgericht der Gesinnungsprüfer. Dass es auch in der französischen Revolution „le peuple“ hieß, dass Marx nicht ohne „Volksklasse“ auskam, und dass Willy Brandt noch stolz war, „im Namen des deutschen Volkes“ zu sprechen – all das wird verdrängt zugunsten einer neuen Sprachpolizei, die sich selbst nicht mehr versteht, aber darauf besteht, verstanden zu werden. Und so kommt es, dass das Lachen, wo es sich heute noch volkstümlich zeigt, sofort verdächtig wirkt. Der derbe Witz des Bauarbeiters, das ironische Bonmot des Rentners, die subversive Pointe des Bierseligen – sie alle gelten als rückständig, toxisch, bestenfalls als „Stammtisch“. Der Volkswitz, das letzte Bollwerk einer nicht-akademisierten Sprechweise, wird zum Feindbild jener, die ihre eigene Wurzellosigkeit mit Moral adeln.
Ohne Witz kein Gemeinsinn
Doch ohne Volk kein Witz. Und ohne Witz kein Gemeinsinn. In dem Maße, wie das Volk entkernt, entkoppelt, entwirklicht wird – durch Zuwanderungsideologie, durch Genderpädagogik, durch sprachpolizeiliche Erziehungsprogramme –, stirbt der Humor als lebendige Form ab. Zurück bleiben ironiefreie Zonen, in denen jeder Satz ein Verdacht ist und jede Pointe einen Faktencheck braucht. Aber in einer Welt, die sich der Komplexität verweigert und in moralische Reflexe flüchtet, wird Dummheit zur sozialen Tugend. Dietrich Bonhoeffer, der dieses Phänomen in seiner berühmten Reflexion „Von der Dummheit“ als gefährlicher denn das Böse beschrieb, erkannte bereits in den 1940er Jahren, dass der Dumme nicht argumentiert, sondern reagiert – und zwar empört. „Der Dumme ist restlos mit sich selbst zufrieden“, schrieb er, „ja, er wird sogar gefährlich, indem er leicht gereizt zum Angriff übergeht.“
Als einen solchen Angriff muss man etwa das Urteil des Landgerichts Bremen ansehen, das Zynismen wie „Goldstücke“ als Hassrede einstufte, weshalb sie zu Recht bei Facebook gesperrt werden können. Ein Bremer hatte gegen die Kontosperrung geklagt, das Gericht aber Facebook Recht gegeben. Mittel wie Zynismus oder Ironie, aber auch Sarkasmus und Satire werden gern dann verwendet, wenn etwas als falsch und überholt empfunden wird, aber noch so übermächtig ist, dass man es nicht direkt überwinden kann. Aber ebenso, wie sich in einer Demokratie jeder Nichtpolitiker politisch äußern kann und soll, muss auch jeder Mensch zynisch, sarkastisch etc. sein dürfen – einerlei, ob er Kabarettist, Literat oder Comedian ist und als „Künstler“ sein Geld verdient.
Kein Geringerer als Oscar Wilde meinte einst, Zynismus ist „die Kunst, die Dinge so zu sehen, wie sie sind, und nicht, wie sie sein sollten“. Und wer einen messermordenden Somalier in Paraphrasierung von Martin Schulz‘ (SPD) Satz: „Was die Flüchtlinge uns bringen, ist wertvoller als Gold“ als „Goldstück“ beschreibt, benennt damit genau die Realität, die viele Menschen nicht sehen können und wollen: dass Deutschland der verfassungswidrige Zuzug vorgeblich Asylsuchender eine Gewaltwelle bescherte. Die Begründung der Richter verhöhnt dabei sogar die schon länger hier Lebenden, denn der Beitrag des Mannes gilt ihnen als „Angriff auf eine Personengruppe“, indem ein „Messermord“ mit der Gesamtheit aller Flüchtlinge in Beziehung gesetzt werde. „Es ist gerichtsbekannt, dass Anhänger der rechten Szene Flüchtlinge als ‚Goldstücke‘ bezeichnen“, ist im Urteil vermerkt.
Wenn aber die Verwendung sprachlich-stilistischer Mittel, die jedem Sprachträger einer Sprache zur Verfügung stehen, einseitig von nichtjustiziablen Werten abhängig gemacht werden, ist das Recht suspendiert, um ideologische Grundannahmen aufrechtzuerhalten. Seit diesem Jahr muss man auch die Verwendung grafisch-bildlicher Mittel einschließen: Der Chefredakteur des Deutschlandkurier, David Bendels, wurde vom Amtsgericht Bamberg zu sieben Monaten Haft auf Bewährung verurteilt, nachdem seine Zeitung ein bearbeitetes Bild von Nancy Faeser via X verbreitet hatte. Die veränderte Botschaft des Bildes lautet: „Ich hasse die Meinungsfreiheit!“ Der Direktor der Free Speech Union und Tory-Peer Lord Young erklärte bei GB News: „Die Ironie ist wirklich tot. Ermordet vom ‚liberalen‘ Autoritarismus.“ Ironie bedeutet Spott. Man kann, man darf die Mächtigen nicht mehr verspotten, wenn sie keine Ironie mehr verstehen. Da mutet der Fall jenes deutschen Rentners mit behinderter Tochter, der wegen seines „Schwachkopf Professional“-Memes über Robert Habeck (Grüne) frühmorgens Besuch von der Polizei bekam, fast noch harmlos an.
Jeder Witz ist eine winzige Revolution, ist mit Bezug auf Orwell zu konstatieren, da er die selbsterklärte Erhabenheit des Regimes erschüttern kann. Wenn Meinungsfreiheit in einem Land restriktiver geschützt wird als dessen Grenzen, stimmt etwas nicht. Das durfte der Verfasser letztes Jahr am eigenen Leibe spüren, als er wegen eines harmlosen Facebook-Posts, der schon mit dem Zusatz „Sarkasmus off“ für absichtliche Missversteher versehen war, von einem Stuttgarter Staatsanwalt wegen Volksverhetzung angeklagt wurde. Man muss von einer gewachsenen Tagespolitisierung des Rechts sprechen: Der hellseherische Staatsanwalt weiß besser als der Beschuldigte, was dieser gemeint haben müsse, und liest im Kaffeesatz der Gesinnung. Es „hat den Anschein, dass das deutsche Rechtswesen keine allzu freundliche Haltung zu Ironie, Sarkasmus oder Sardonismus hat“, erkannte bereits 2016 Martin Rath auf lto.de. Aber wenn Dummheit anfängt, wo Sarkasmus nicht mehr verstanden wird, zumal mit explizitem Verweis darauf, hört Demokratie auf, wo sie nicht mehr alle betreffen soll.
Satire als Unterhaltung der Regierung
Dummheit, das zeigt sich heute mehr denn je, ist kein intellektuelles, sondern ein sittliches Problem – und ein strukturelles. Sie gedeiht nicht trotz, sondern wegen der Institutionen, die sie füttern: Schulen, Talkshows, Staatsfunk. Was einst als Bildung galt, ist heute bloß Gesinnungsdressur. Der bildungsbürgerliche Habitus, einst Träger des kritischen Denkens, ist zur Maske geworden – unter der die infantile Kränkbarkeit der politisch arrivierten Kaste haust. Die neue Clownerie dieser Republik ist nicht mehr subversiv, sondern systemisch. Die Narrenkappe trägt nicht mehr der Kabarettist, sondern der Minister. Der politische Betrieb inszeniert sich im Modus der Lächerlichkeit – von TikTok-Auftritten über ironiefreie Bekenntnisse zur „Vielfalt“ bis hin zur stolz getragenen Ahnungslosigkeit über Kernenergie, Migrationsfolgen oder Haushaltsrecht. Doch wehe, man lacht darüber. Denn das Lachen ist nicht mehr erlaubt, wenn es von unten nach oben geht. Diese soziale Engführung ist nicht hinnehmbar.
Der neue Clown ist woke. Er tritt nicht mehr zur Provokation an, sondern zur Affirmation. Seine Gags vergewissern die Masse in ihrer Betroffenheit. Seine Pointen sind genehmigt, geprüft, subventionsfähig. Ob Carolin Kebekus mit der Gitarre über Gender singt oder Florian Schroeder in gepflegter AfD-Panik „demokratische Haltung“ spielt – die Satire ist längst zur Unterhaltung der Regierung geworden. Ihre Feindbilder sind genehmigt, ihr Humor eingezäunt. Was fehlt, ist das Lachen, das entlarvt. Das Lachen, das von unten kommt, das sticht, das aus der Authentizität des Volkes wächst – aus dem Bauch und nicht aus der Antragslyrik des Kulturamts.
Dieses Lachen war nie bequem. Es kann entlarven, ja verletzen. Es spottete der Herrschenden, rief „Kölle Alaaf“ gegen Bischofsmützen und spießte die Moralpuderdosen der Aufgeklärten auf. Heute aber darf es nicht mehr sein. Und so etabliert sich ein Zirkelschluss der Dummheit. Die Clowneske wird zum Stilmittel der Macht, die Kritik am Clown zur Häresie. Jeder, der lacht, wird überprüft. Und jeder, der zum Lachen anstiftet, zur Gefahr. So lacht nur noch einer: der Dummkopf selbst – weil er nicht merkt, dass man über ihn lacht. Und er sitzt längst nicht mehr in der letzten Reihe, sondern auf dem Chefsessel.
Was von Regierungen beschlossen wird, definiert die Freiheitsspielräume der Bürger, in der Demokratie ebenso wie in der Diktatur. Diese Macht über die Existenz von Menschen ist etwas sehr Ernstes: „Dazu mittels Humor Abstand zu gewinnen, die Politiker, die eigene Situation oder die allgemeine Lage eben nicht durchgängig ernst zu nehmen, hat etwas Entlastendes”, so Zehnpfennig. Und das ist sicher eine der wesentlichen Funktionen des Humors: Das Schwere leichter zu machen, dem Herben das Heitere abzuringen, dem Unausweichlichen die Spitze zu nehmen.
In einer funktionierenden Demokratie ist der Clown der Prüfstein des politischen Ernstes. Solange man über sich selbst lachen kann, ist man noch nicht verloren. Doch heute ist der Clown nicht mehr der ironische Mahner am Rande, sondern der Animateur des Zentrums. Er ist kein Gegenspieler mehr, sondern Teil der Inszenierung. Die Grenze zwischen Regierung und Realsatire ist längst durchlässig geworden. Was einst subversiv war – der Narr, der dem König die Wahrheit sagt –, ist heute zur Farce degeneriert. Der Clown ist zur Marionette der Machthaber geworden, zu ihrer Legitimation. Er bestätigt durch seine „Satire“ das herrschende Narrativ und diffamiert jeden, der ihm widerspricht, als „rechts“, „reaktionär“ oder „hasserfüllt“. Damit wird das Politische, das sich in der Spannung zwischen These und Antithese entfaltet, ersetzt durch ein moralisches Theater ohne Widerspruch, mit dem Lachen als Requisite.
Die Pointen sind stumpf, weil sie nicht mehr stechen dürfen. Die Zielscheiben sind immer dieselben: die AfD, Putin, Trump, die „alten weißen Männer“. Es sind institutionalisierte Rituale der Empörung, deren Pointe bereits in der Ankündigung steckt. Der Witz ist nicht mehr Entladung, sondern Bestätigung. Er zielt nicht auf Erkenntnis, sondern auf Affekt. „Nur weil Björn Höcke aufgrund seines Schrumpfpimmels Komplexe hat, muss das ja jetzt nicht ein ganzes Land ausbaden“, blödelte etwa Kurt Kroemer. Und damit tötet der Clown das Politische: Denn Politik lebt von Kontroverse, von Reibung, von Ambiguität.
Der politische Clown von heute will aber nicht verunsichern, sondern beruhigen. Er lullt ein, bringt zum Lächeln – und entpolitisiert. In dieser Funktion ist er gefährlicher als der Demagoge. Denn er schafft eine Atmosphäre, in der Kritik lächerlich erscheint, weil das Lächeln bereits vorgezeichnet ist. Wer in dieser Landschaft noch lacht, aber nicht über die genehmigten Ziele, sondern über das Spektakel selbst, wird verstoßen. Wer lacht, weil die Demokratie zur Karikatur ihrer selbst geworden ist, wird zum Ketzer erklärt.
Wer lacht, lebt
Nichts verdeutlicht den Ernstfetisch unserer Gegenwart mehr als der inflationäre Gebrauch des Wortes „Faschismus“. Einst Begriff für den Totalitarismus einer konkreten historischen Epoche, ist er heute zur Gummikeule verkommen, mit der jede Abweichung vom linksliberalen Konsens geprügelt wird. Die letzte Phase dieser Entwertung ist erreicht, wenn schon das Lachen selbst als „faschistoid“ verdächtigt wird. Die AfD lacht – also ist sie faschistisch? So einfach ist das Weltbild der Tugendwächter geworden. Sie brauchen keinen Kontext, keine Analyse. Es reicht, dass die „Falschen“ lachen. Und wenn das Lachen trifft, wenn es entblößt, wenn es Wirkung zeigt, dann ist es gefährlich – nicht wegen seiner Form, sondern wegen seines Erfolgs. Der Erfolg des Lachens ist die Peinlichkeit des Getroffenen. Und nichts hassen die Moralisten mehr als die eigene Blamage. „Kein Raum für Faschismus“ bedeutet dann: kein Raum für Abweichung, kein Raum für Kritik, kein Raum für das befreiende Gelächter über die Hohlformeln der politischen Klasse. Lachen ist in dieser Logik kein Ausdruck von Freude, sondern ein Akt der Renitenz. Es bricht die Rituale der Ernsthaftigkeit, die in Reden von „Zivilgesellschaft“ und „Haltung“ gefeiert werden.
Und so verkehrt sich der Sinn des antifaschistischen Anspruchs in sein Gegenteil. Die neuen Tugendregimente, die in der Pose des Widerstands daherkommen, sind längst zur Gesinnungs-SA geworden, die mit Diffamierung, Denunziation und moralischer Erpressung jede Abweichung unterdrücken will. Faschismus ist, was nicht passt. Der Begriff ist entkernt – und genau deshalb so wirkungsvoll. Doch das Lachen ist stärker. Es ist anarchischer als jede Parole, widerständiger als jeder Diskurs. Und es wird auch überleben, wenn das letzte Verfassungsschutz-Gutachten den Humor zum Staatsfeind erklärt. Denn Lachen lässt sich nicht verbieten. Es kehrt immer wieder – durch die Hintertür, durch das Meme, durch die Pointe, die keiner erwartet hat. In der DDR war der politische Witz ein Überlebensmittel; in der Bundesrepublik wird er zur Ketzerei. Als Max Goldt 1989 in der „Titanic“ über DDR-Bonzen spottete, war das subversive Kunst. Heute würde ein solcher Witz über migrationspolitische Dogmen als „hasssprachverdächtig“ gelten. Der Humor der Macht ist steril geworden, ein Werkzeug der Bestätigung, kein Stachel der Kritik.
Am Ende bleibt das Lachen. Nicht als Methode, nicht als Strategie, sondern als anthropologische Konstante. Wer lacht, lebt. Wer lacht, erkennt. Und wer lacht, widersteht. In einer Zeit, in der die Gesinnungsgesichter des Staates jede Regung der Ironie zur Staatsaffäre erklären, ist das Lachen ein Akt der Emanzipation. Es ist kein Zufall, dass die schlimmsten Regime dieser Welt nie Humor hatten: Stalins Sowjetunion verbannte Satiriker, Maos China duldete keine Karikaturen, Kim Jong-un lacht nicht – Humorverbote sind Ausdruck einer Angstgesellschaft. In der Bundesrepublik wird das Lachen nicht verboten, sondern pathologisiert. Wer lacht, wird überprüft. Wer die falschen Pointen setzt, erst recht.
Wer das Lachen zensiert, verliert den Zugang zur Wirklichkeit, er will Kontrolle. Auch die Verwalter des deutschen Diskurses – politisierte Wissenschaftler wie Harald Lesch oder Mai Thi Nguyen-Kim, aktivistische Journalisten wie Georg Restle oder Dunya Hayali, woke Kabarettisten wie Bülent Ceylan oder Oliver Welke – lachen nicht mehr, sie zeigen Zähne. Denn das Lachen haben sie verlernt. Ihre Gesichter sind Grimassen der Empörung, nicht der Heiterkeit. Und genau deshalb sind sie machtlos gegen den Spott. Wer heute noch lacht, lacht nicht zuletzt. Sondern am besten. Denn sein Lachen ist nicht nur eine Antwort auf den neuen Puritanismus des Politischen – es ist der Anfang einer Wahrheit, die im Bauch beginnt und im Kopf endet: unberechenbar, unbestechlich, ungebeten. Das Lachen ist der letzte Raum, in dem sich Freiheit und Wahrheit noch begegnen. Hüten wir ihn – nicht vor der AfD, sondern vor den Tugendwächtern, den Burgos‘ und Benders dieser Welt.
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Über den Autor: Thomas Hartung, geb. 1962 in Erfurt; promovierte nach seinem Lehramtsstudium in Magdeburg 1992 zur deutschen Gegenwartsliteratur und war danach als Radio- und Fernseh-Journalist in Sachsen-Anhalt und Sachsen sowie als freiberuflicher Dozent für Medienproduktion und Medienwissenschaft an vielen Hochschulen Deutschlands tätig; der bekennende „Erzliberalkonservative“ trat als Student in die LDPD ein und 1990 aus der FDP aus: von „misslungener Einheit“ nicht nur mit Blick auf die Parteienfusion spricht er bis heute; Hartung war im April 2013 Mitbegründer der AfD Sachsen und wurde zweimal zum Landesvize gewählt. Seit März 2020 ist er Pressesprecher der AfD-Fraktion Baden-Württemberg.
Beitragsbild im Original von Shelley Bonus, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons
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