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Martin Richter: PROPAGANDA-GRAMMATIK

  • vor 4 Stunden
  • 6 Min. Lesezeit

Neben den optischen Werkzeugen zur Darstellung und Verzerrung der Wirklichkeit, den Bildern, ist das Wort das wichtigste Instrument im politischen Kampf. Sprache ist allgegenwärtig. Dementsprechend groß sind die Bemühungen des Staatsapparats um begriffliche Winkelzüge, bei denen Mittel und Zweck verschmelzen. In einer Atmosphäre, die Erkenntnisgewinn meidet, Niveau unterläuft und Intellektuelle ausschließt, handelt das System ebenso konsequent wie inakzeptabel. Mit erschreckendem Erfolg hat es die Diskussionsräume bis zur Sauerstoffarmut verengt. Ausgangs- und Schlusspunkt neo-links geprägter Debatten entsprechen sich in der Regel. Der gewaltsame Zugriff auf unsere Wortwahl ist dabei eine entscheidende Gleichschaltungsmaßnahme.



Anbiederung wäre ein Irrtum. Jerzy Hulewicz: Szarża (1939)
Anbiederung wäre ein Irrtum. Jerzy Hulewicz: Szarża (1939)

Die Manipulation des Individuums soll so weit getrieben werden, bis unser linguales Verhalten, das passive und das aktive, umprogrammiert sind. Die Neuerungen, die wir hören, werden derart oft und im Ton der Selbstverständlichkeit wiederholt, bis sie nicht mehr auffallen. Darüber hinaus trimmt man uns darauf, die neue Terminologie selbst zu verwenden. So wird die Person gleichzeitig zum Vehikel einer Botschaft und zu ihrer Zielscheibe. Die stichwortgebende Kaste vermag die in Jahrtausenden gewachsene Ausdrucksweise auch deshalb so schnell zu okkupieren, weil der umerzogene Mensch, der sich die Leerformeln zu eigen gemacht hat, als ihr Multiplikator fungiert.


Non-grammatikalische Superlative


Sprachliche Spiralen werden mittels einer neuen Art des Superlativs angezogen, der nicht mehr die höchste Steigerungsform im grammatikalischen Sinn ist, sondern der aus Komposita, Konjunktionen und bewussten Wort- sowie Zuschreibungsfehlern besteht. Je weiter man sich dabei von Wahrheit und Wirklichkeit entfernt, desto absurder werden hergestellte Zusammenhänge und Begriffsbildungen.

Ein hervorstechendes Beispiel dieser Verfehlungen ist die Klimadebatte. Zuerst sprach man oft gedankenlos vom „Klimawandel“, bis bemerkt wurde, dass es sich dabei um eine Tautologie handelt, da sich das Klima, empirisch evident, letztlich gar begriffsimmanent, schon immer geändert hat und sich immer wieder ändern wird. Das Kompositum ist also dementsprechend leer: Das Klima wandelt sich und Junggesellen sind unverheiratet. Geschenkt. Dem bloßen „Wandel“ fehlt außerdem die Festlegung seiner Stoßrichtung. Wer anstatt des globalen Feuersturms eine kleine Eiszeit zu prognostizieren wagte, konnte den richtungsoffenen Begriff der „Veränderung“ schließlich mit gleichem Fug und Recht besetzen.


Also musste in einem ersten Schritt aus der Veränderung die Erwärmung gemacht werden. Damit war klar, dass das Thermometer nur noch nach oben klettern durfte. Hungernde Eisbären – ein jahrtausendealtes, sich aus den gewaltigen Bedürfnissen dieses Tieres einerseits und auf Grund seines unwirtlichen Habitats andererseits notwendigerweise ergebendes Dauerphänomen – und plötzlich lavarot gefärbte Wetterkarten sollten das untermalen.


Phantommessungen und Scheinkomplexität


Doch auch dieser Schritt drohte ins Leere zu laufen, denn sowohl schlichte als auch wissenschaftsgeschichtlich gebildete Gemüter konnten der Vorstellung verfallen sein, dass die Natur ihren Weg ohnehin gehen würde, ob mit oder ohne Homo Sapiens – wodurch sich alle Einschränkungen und Drangsalierungen als sinnlos erweisen würden. Wir befinden uns eben in einer klimatischen Wärmephase – na und?


Folgerichtig musste man der Klimaerwärmung ihre Ursache hinzufügen. „Menschengemacht“ musste sie sein, damit diesem monokausalen Unikum im Umkehrschluss nur dadurch zu begegnen sei, dass der zweibeinige Verursacher gefälligst wieder heilt, was er selbst und nur er verletzt hat: unseren Planeten, den wir, das kommt erschwerend hinzu, bloß „geliehen“ haben. Die simple und zwingende Frage „Von wem eigentlich?“ (Harald Schmidt) vermochte die Linke bis heute nicht zu beantworten.


Allerdings sandte die sperrige „menschengemachte Klimaerwärmung“ immer noch einen zu geringen Betroffenheitsimpuls aus. Die Gehorsamkeitspeitsche knallt erst dann mit voller Wucht, wenn aus der Erwärmung eine „Erhitzung“ und im weiteren Verlauf ein „Inferno“ oder die „Hölle“ werden. Das große Ganze darf nicht fehlen, also spricht man von „Klimakrise“ – kurz, knackig, eine angedeutete Alliteration sogar. Diese eierlegende Wollmilchsau ist die ultimative Allzweckwaffe. Sie erklärt alles und erschlägt tausend Fliegen gleichzeitig. Und da das Klima nicht so schnell tötet wie eine vermeintliche Pandemie (die man durch das schlichte Zählen der Toten oder einen eigenen Schnupfen bereits nach wenigen Monaten widerlegen konnte), weil Klimadaten zudem überall und jederzeit herbeigemessen werden können, die Zahlen also kaum überprüfbar sind, ist dieses Narrativ bei der derzeitigen Leichtgläubigkeit besonders wirkungsvoll.


Transformation und Feindmarkierung


Verursacht haben die „Klimakrise“ selbstverständlich der weiße, europide Mann und seine intellektuell-industriellen Brüder in Asien. Die Täter sind die richtigen, der Schuldige ist markiert. Die Opfer passen ebenfalls perfekt ins Bild. Die Leidtragenden sind nämlich vor allem Wandervölker aus Afrika und Arabien. Rechtfertigungsgrundlage ihrer flutähnlichen Bewegungswellen sind nicht länger Kriege oder Folterregime, sondern das Wetter. Damit sie nicht verbrennen, sind die „Klimaflüchtlinge“ gezwungen, hier ihre Zelte aufzuschlagen – für immer, versteht sich. Wir selbst sind schuld an unserer „Überrollung“ (Peter Sloterdijk).


Ähnlich ins Hirn gebrannt wird dem Publikum seit dreieinhalb Jahren die vermeintliche Singularität eines Konflikts. Das Abwägen seiner durchaus unterschiedlichen Facetten und der langen Vorgeschichte soll mit der Wortfolge „völkerrechtswidriger, brutaler Angriffskrieg“ im Keim erstickt werden. Russland führt nicht nur Krieg gegen die Ukraine, ist nicht einfach einmarschiert, sondern muss in der weltweit langen Liste der Brutalitäten den Primus inter Pares geben – die denkbar negativste Form des Superlativs durch Wiederholung und Konjunktion.


Übertreibung und Lüge lassen sich beliebig ausdehnen. Die findigen Bluthunde übertreten inzwischen wollüstig den Bereich unzutreffender Sachverhaltsdarstellung (aktuell: die „Frankenstein“-Variante (sic!) einer Viruserkrankung) und denunzieren mittels Falschbehauptung die Person selbst. So mutiert nicht nur ein Maßnahmenkritiker zum „Corona-Leugner“ oder der Gegner grenzenloser Masseneinwanderung zum „Rechtsextremisten“, sogar vor Familie und Grab eines ermordeten Konservativen macht man nicht mehr Halt: Er sei, ächtet man das Opfer posthum, „rassistisch, sexistisch und menschenfeindlich“ gewesen. Seine Ermordung also? Halb so schlimm.


Verachtung und Verfolgung


Ist dieses Stadium erreicht, steigt man weiter in die Niederungen des intellektuellen und moralischen Morasts. Der genetische Fehlschluss kommt zum Zug – aus dem Mund einer Person, die die Schergen des linksglobalistischen Pakts (Restle, Hayali, Theveßen) entmenschlicht haben, letztlich also entrechten, kann nämlich nichts Gutes kommen. Wenn Tino Chrupalla sagt, 2 + 2 sei gleich vier, dann gibt sich das Establishment entsetzt, während jede noch so kontrafaktische oder schwachsinnige Behauptung beklatscht wird, solange sie von einem Systemling kommt.


Auch diese Unart kann allerdings gesteigert werden. Sogar dann nämlich, wenn Du selbst nicht zu den Vogelfreien gehörst, musst Du bedächtig sein, denn ein Schütteln der falschen Hand, ein Lächeln in die falsche Richtung oder ein freundliches Wort zum Ausgestoßenen bedeuten den Pranger – wenn Du nach rechts genickt hast. Distanzierungszwang folgt, willst Du sozial und ökonomisch weiterhin partizipieren. Man erniedrigt Dich zu Verlautbarungen, die Dir semi-begabte Oberlehrer mit geheuchelter Miene abringen. Du hast „Kontaktschuld“ auf Dich geladen.


Der neolinke Globalist stoppt aber noch immer nicht. Gerne kopiert er weiterreichend die Erfolgsmodelle von DDR und Nationalsozialismus. Du wirst verpflichtet, Regelverstöße anderer zu melden, große Portale zum Zweck der Denunzierung werden angelegt. Das reflexartige Heulen mit den Wölfen genügt nicht, Du musst auch Deinen Nachbarn anzeigen, der das unterlässt. Inzwischen wird, das ist der letzte Zug des Systems, jede noch so harmlose Aussage der Opposition daraufhin geprüft, ob sie irgendwann auch von „den Falschen“ geäußert wurde. Hier gilt, was bei allem gilt: Bist Du bekennender Höfling des Linksstaats, dann bleibst Du ungeschoren, so oft und vielsagend sich Deine Äußerungen auch in Texten zwischen 1933 und 1945 wiederfinden. Bist Du Björn Höcke, dann reichen Alltagsformulierungen, um Dich vor Gericht zu zerren.


Dieses Vorgehen mündet für den pluralistischen, patriotischen Demokraten zwangsläufig in folgende Konsequenzen:


  1. Wer immer noch glaubt, es gäbe eine moralische, juristische oder intellektuelle Linie, die Regierung und Medien nicht unterschreiten, ist naiv. Das gilt auch für die Ausübung und Förderung physischer Gewalt.


  2. Wir müssen jetzt handeln, denn die Linke ist dabei, Fakten zu schaffen, die unumkehrbar sind.


  3. Wer meint, er könne den politischen Gegner durch Anbiederung oder Signalisierung ausgeprägter Kompromissbereit schaft zum Einlenken bewegen, irrt.


  4. Wir lehnen Gewalt weiterhin ab, müssen aber verbal mit aller Konsequenz, Härte und hohem Anspruch gegenhalten.


  5. Sämtliche juristischen Mittel sind auszuloten, die Frage, was zu tun ist, wenn die derzeit einzige bedeutende Oppositionspartei Deutschlands – die AfD – verboten wird, muss vollumfänglich beantwortet werden. Wer dieses Verbot für unmöglich hält, erkennt den Ernst der Lage nicht.


  6. Die rechte Verantwortungsgemeinschaft muss zusammenstehen, national und international. Distanzierungen verbieten sich.


Denn, um es mit Jordan B. Peterson zu sagen: „Die Hölle ist eine bodenlose Grube.“ Die Kartellparteien und ihre Vasallen werden sie weiter ausheben, um uns darin zu begraben. Darauf deutet alles hin.


 

Über den Autor: Martin Richter (M.A.) studierte Philosophie und Geschichte. Er schloss sein Studium mit einer Arbeit zu Kants kategorischem Imperativ bei E. G. Schulz ab, dessen Lehrer Julius Ebbinghaus und Klaus Reich als Legenden der Kant-Forschung gelten. Richter arbeitete bei Compact, für die Gegenuni und Recherche D, nachdem er 15 Jahre als Lehrer, Dozent und Trainer tätig war.


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