Thomas Hartung: SCHLÄGERSTÄTTE? NEIN, FRITIKETTE!
- 23. Juni
- 5 Min. Lesezeit
Ein Energie-Dienstleister hat das Thema „Respekt“ mit dem „Kulturgut“ Freibadpommes verbunden. Der neue Katechismus am Beckenrand trieft nicht vor Fett, sondern vor Moralismus.
Seid willkommen, Bürger, im Zeitalter des frittierten Rituals! Wo früher das Chlorwasser spritzte, Kinder lachten und Familien ihre Freizeit genossen, da thront heute ein absurdes Symbol der Zivilisationsüberforderung: die „Frittikette“ der „Respekt-Pommes“. So gibt sich die NEW AG alle Mühe, das Freibad-Chaos nicht etwa durch konsequentes Durchgreifen zu lösen, sondern durch einen moralpädagogischen Snack-Katechismus: „Versalz anderen nicht die Stimmung!“, „Eine Portion Respekt gehört immer dazu!“, „Vergiss die Mayo, aber nicht das Lächeln!“. Das ist nicht nur skurril, das ist eine Realsatire, die sich tatsächlich ernst nimmt – und als Fortschritt verkauft: nicht nur in Grevenbroich, Heinsberg, Mönchengladbach und Viersen, den direkten oder indirekten NEW-Mehrheits-Gesellschaftern, sondern gleich bundesweit in 94 Freibädern bislang.

Doch während am Kiosk der Pommes-Dogmatismus gepredigt wird, sieht es am Wasser ganz anders aus: In Schwimmbädern vom Ruhrpott bis Berlin wird regelmäßig geprügelt, gepöbelt und begrapscht – von selbsternannten „Jugendgruppen“, die meinen, das Becken gehöre ihnen. In Baden-Württemberg dasselbe Bild: In Stuttgart, Karlsruhe und Pforzheim kämpfen Bademeister nicht mehr gegen Chlorgeruch, sondern gegen aggressive Banden. Ganze Familien weichen aus, Frauen meiden das Freibad, und Sicherheitspersonal kapituliert – die Realität ist ein Fiasko, das jeder kennt, aber kaum jemand beim Namen nennt.
Nach der „Armlänge Abstand“, dem „Respect“-Armband und Piktogrammen für das richtige Bäderverhalten kommt die neueste Kampagne für die Freibad-Saison als Fetisch-Ritual daher: Die „Frittikette“ wird als heilige Liturgie für das neue Multikulti-Freibad zelebriert. Statt über Gewalt und Übergriffe zu sprechen, rezitieren wir freundlich den Kartoffel-Knigge: „Kein Rempeln an der Pommes-Theke!”, „Keine Mayo-Kleckereien auf dem Nachbartablett!”, „Immer schön lächeln, selbst wenn im Schwimmerbecken die Faust regiert!”
So wird die „Frittikette“ zur Ersatzreligion für alle, die lieber das Wohlfühl-Placebo pflegen als die Gewalt zu bekämpfen. Laut Polizeikriminalstatistik sind Ausländer allein in Baden-Württemberg für 40 Prozent der Straftaten in den Freibädern verantwortlich; allein in Stuttgart gar 45 Prozent. Dabei machen Personen ohne deutschen Pass „lediglich“ 18 Prozent der Bevölkerung im Bundesland aus. Gab es 2021 „nur” 441 Fälle von Gewalt am Beckenrand, verzeichnete 2023 das Stuttgarter Innenministerium mit 1.174 fast das Dreifache an Gewalttaten.
Essen als Akt der Tugend
Besonders erschreckend ist vor allem die Zunahme der Rohheitsdelikte, also gewalttätiger Ausbrüche. Hier hat sich die Anzahl binnen eines Jahres fast verfünffacht: Sie stiegen von 42 auf 200 Fälle an. Von den 2023 in Freibädern zwischen Heidelberg und Konstanz erfassten Straftaten mit Messereinsatz sind die meisten Tatverdächtigen übrigens syrischer Herkunft. Mancherorts darf man nur noch nach einer Ausweiskontrolle schwimmen und sonnenbaden. Das früher absolut übliche Taschenmesser zum Apfelschneiden muss man zuhause lassen: Freibäder sind inzwischen Messerverbotszonen. Daniel Daul, Leiter der Bäderverwaltung der Stadtwerke Ettlingen GmbH, betreibt dagegen auf Die neue Welle Realitätsverleugnung: „Mit einem unterhaltsamen und zugleich symbolischen Zeichen, das untrennbar zum Freibadbesuch gehört, schaffen wir es, Menschen für ein ernstes Thema zu sensibilisieren.“ Auch Oliver Sternagel, Amtsleiter der Karlsruher Bäderbetriebe, ist „stolz darauf, dass die Karlsruher Bäder an der RespektPommes-Aktion teilnehmen“.
Man könnte lachen, wenn es nicht so traurig wäre: Während die „Frittikette“ jeden Bissen zum Akt der Tugend stilisiert, bleibt das eigentliche Problem tabu. Gewalt, Respektlosigkeit und ein kompletter Autoritätsverlust werden hinter fettigen Kartoffelstäbchen versteckt. Die Botschaft ist klar: Wenn du schon nicht sicher baden kannst, dann iss wenigstens deine Pommes mit Anstand – und glaub, dass das irgendwie die Welt rettet. So wollte uns die ZEIT bereits vor zwei Jahren weismachen, dass gestiegene Pommes-Preise im Freibad der Grund für die zunehmende Gewalt und Kriminalität sind. Und, so Meret Weber, verstärkt sich für Jugendliche „in Neukölln und Kreuzberg” durch die Berichterstattung – wenn sie denn ehrlich passiert – „die Erfahrung von Ausgrenzung, Generalverdacht und dem Gefühl, immer wieder Zielscheibe für rechte Narrative und repressive Politik sein zu müssen.” Das ist kein Witz.
Apropos Neukölln, Kreuzberg & Co.: In einer parlamentarischen Anfrage vom Mai 2024 wollte der AfD-Abgeordnete Marc Vallendar unter anderem die 20 häufigsten Vornamen von 1197 bei Messerangriffen in Berlin festgestellten Tatverdächtigen mit deutscher (!) Staatsangehörigkeit wissen, die im Jahr 2023 ermittelt wurden. Die Senatsinnenverwaltung lehnte eine Auskunft ab, aus Gründen des Schutzes der Persönlichkeitsrechte der Tatverdächtigen. Diese könnten dann identifizierbar sein.
Vallendar klagte beim Landesverfassungsgericht, und das stellte Anfang Juni fest, dass er in seinem Fragerecht als Abgeordneter verletzt wurde. Doch der Berliner Senat wird die Vornamen mutmaßlicher Messerangreifer auch künftig nicht herausgeben. Denn in dem Organstreitverfahren verurteilte Berlins höchstes Gericht den Senat nicht etwa dazu, die Vornamen herauszurücken, sondern stellte lediglich die Verletzung des Fragerechts fest. Drei Richter und eine Richterin, die dagegen gestimmt hatten, äußerten sich im Anschluss an die Urteilsbegründung mit einem Sondervotum, in dem sie eine Herausgabe der Vornamen als verfassungswidrig bezeichnen – Wasser auf die Mühlen von Innensenatorin Iris Spranger (SPD). Vallendar in der BZ lakonisch: „Man hat nur Angst, dass die Namen darauf schließen lassen, dass die Zuwanderungs- und Einbürgerungspolitik falsch ist.“
Die infantile Illusion der Kartoffel-Disziplin
Die „Frittikette“ ist ein Symbol für das politische Einknicken vor importierten Gewaltmustern und einem Staatsversagen, das lieber Snack-Rituale feiert als echte Lösungen zu suchen. Die „Frittikette“ ist ein Denkmal der Verzweiflung: Ein lauwarmer Trostpreis für Freibadbesucher, die sich in Badehosen unterwerfen sollen. Ein Placebo für Politiker, die den Mut verloren haben, über die wahren Ursachen zu sprechen: mangelnde Integration, Parallelgesellschaften, falsche Toleranz. Ein Symbol für ein System, das lieber Snack-Rituale verkündet als unliebsame Wahrheiten ausspricht. Ein absurdes Gleichnis für das große Verdrängen: „Wir reden nicht über Gewalt, wir reden über Benimmregeln beim Pommeskauf.“
Der verantwortlichen Agentur, die sich sinnigerweise „Ressourcenmangel” nennt, gelang online und in sozialen Medien, aber auch auf Plakaten, Aufklebern, Servietten und Pommestüten ein Lehrstück in moralischer Infantilisierung: Kein Wort darüber, wie Schwimmbäder zu Zonen des „Respekts“ werden sollen – durch Hausverbote, Polizei-Präsenz, konsequente Anwendung des Hausrechts. Kein Wort über Präventionsversagen, Integrationsmythen und importierte Gewaltmuster. Stattdessen: „Schlangestehen üben“, „freundlich bleiben“, „nicht pöbeln“. Die „Frittikette“ als Fritteusen-Ersatztherapie für ein gesellschaftliches Problem, das sich nicht mit lauwarmen Kartoffelstäbchen löst. Das gemeinte Klientel will gar nicht respektvoll sein, sondern ganz bewusst den öffentlichen Raum vereinnahmen. Es ist ein fundamental kulturelles Problem, dass sich mit Mitteln westlicher Kuschelpädagogik und Worthülsenmarketing genau gar nicht lösen lässt.
Nötig sind keine Pommes-Katechismen, sondern konsequente Hausordnungen, klare Regeln und deren Durchsetzung. Nötig ist mehr Personal, das sich nicht von aggressiven Gruppen einschüchtern lässt, sondern sich auf Recht und Ordnung beruft. „Freibäder sind öffentliche Räume für Bürger, keine Wohlfühl-Therapiezentren für Integrationsmythen“, erregt sich der sicherheitspolitische Sprecher der AfD-Landtagsfraktion Baden-Württemberg, Sandro Scheer MdL. Denn während „Respekt, Pommes!“ als Symbol der Fortschrittsillusion hochgehalten wird, bleibt das eigentliche Problem unberührt.
„Kein politischer Wille, die Ursachen zu benennen, stattdessen infantile Erziehungsversuche mit Pommes-Schildern und Gute-Laune-Liturgien. Die ‚Frittikette‘ ist nicht der Weg in ein friedliches Freibad, sondern das Placebo einer Gesellschaft, die ihre Sicherheit an der Freibadkasse verspielt“, so Scheer. Das größte Risiko ist nicht der Ketchup-Kleckser – es ist der Verlust von Sicherheit, Ordnung und Freiheit in unseren Schwimmbädern. Und das lässt sich nicht mit Frittenfett kaschieren.
*
Über den Autor: Thomas Hartung, geb. 1962 in Erfurt; promovierte nach seinem Lehramtsstudium in Magdeburg 1992 zur deutschen Gegenwartsliteratur und war danach als Radio- und Fernseh-Journalist in Sachsen-Anhalt und Sachsen sowie als freiberuflicher Dozent für Medienproduktion und Medienwissenschaft an vielen Hochschulen Deutschlands tätig; der bekennende „Erzliberalkonservative“ trat als Student in die LDPD ein und 1990 aus der FDP aus: von „misslungener Einheit“ nicht nur mit Blick auf die Parteienfusion spricht er bis heute; Hartung war im April 2013 Mitbegründer der AfD Sachsen und wurde zweimal zum Landesvize gewählt. Seit März 2020 ist er Pressesprecher der AfD-Fraktion Baden-Württemberg.
Hier können Sie TUMULT abonnieren.
Für Einzelbestellungen klicken Sie bitte hier.


